Igor Levit

Pianist mit politischer Mission

Der deutsch-russische Pianist Igor Levit tritt am 08.11.2013 im Kulturhaus Dussmann in Berlin im Rahmen eines Showcase auf. Foto: Roland Popp/dpa | Verwendung weltweit
Igor Levit - Showcase in Berlin © dpa
Klaus Pokatzky im Gespräch mit Igor Levit · 26.07.2017
Er gehörte zur Kategorie der "Wunderkinder" und hat eine internationale Karriere gemacht: der Pianist Igor Levit. Im Gespräch beantwortet Levit etwa die Frage, warum Beethoven für ihn lebensrettend war.
Igor Levit wurde 1987 im russischen Nischni Nowgorod geboren und bekam bereits mit drei Jahren Unterricht bei seiner Mutter, der Pianistin Elena Levit. Sein erstes Solokonzert gab er mit vier Jahren. Wenig später wurde ein Musikprofessor aus Hannover auf das hochbegabte Kind aufmerksam und bot an, ihn zu unterrichten. Als jüdische Kontingentflüchtlinge konnte die Familie 1995 nach Deutschland übersiedeln.
Seither hat Igor Levit eine internationale Karriere gemacht. Derzeit bewegt er sich zwischen den Salzburger Festspielen und dem Rheingau Musikfestival. Was ihm während seiner Konzerte unter anderem durch den Kopf geht, hat er "Im Gespräch" erzählt.
"Ich sehe nur Menschen, das war aber schon immer so. Manchen sehen Farben, ich sehe Menschen, ich sehe Freunde, ich sehe Menschen an die ich denke, ich verbinde Musik beinahe ausschließlich nur mit Menschen, und das ändert sich von Tag zu Tag. Aber ich sehe wirklich Menschen, ich höre manchmal sogar denke ich an bestimmte Erlebnisse oder Gespräche. Ich sehe mein eigenes Leben. Das ist einfach so, das kann ich nicht abtrennen."

"Einfach von Herzen zum Herzen"

Zugleich engagiert er sich politisch. So meldet er sich regelmäßig per Twitter zu Wort und spielt Konzerte für Flüchtlinge. Für ihn sei es geradezu eine Pflicht, sich in diesen Zeiten auch als Musiker politisch zu artikulieren.
"Kollegen, klassische Musiker, die klassische Musik als Grund einführen, um sich aus gesellschaftlicher Verantwortung zurückzuziehen und die sagen wir machen eben Musik und im Alltag ist zu wenig Zeit, die provozieren bei mir die Gegenfrage: was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?"
Bei der Eröffnung der diesjährigen "Night of the Proms" in der Londoner Royal Albert Hall gab er als Zugabe Beethovens "Ode an die Freude", die Europahymne, als seinen Kommentar zum Brexit.
"Viel von dem, wie ich denke hängt mit Beethoven zusammen… Sein Humanismus ist ein sehr starker Grund, warum er für mich sozusagen die zentrale Figur ist. Beethoven hat über seine Missa solemnis ein Motto geschrieben, das für mich zum schönsten gehört, was es von Menschenhand an Worten gibt. Er schrieb 'Von Herzen möge es wieder zum Herzen gehen'. Und dieser Menschbezug, dieser Aufruf zum Miteinander, das war für mich immer ein ganz zentraler Begriff, und es ist einfach von Herzen zum Herzen, und das meine ich mit diesem Humanismus. Es ist grenzenlos, es ist eine universelle Idee, das Humanismus die dahinter steht und die war mir immer von allergrößter Bedeutung her."
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