"Ich lache nicht über die Welt, sondern mit ihr"

Von Tobias Wenzel · 23.11.2010
"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr." Dieses deutsche Sprichwort hat Alfredo Bryce Echenique seinem bekanntesten Roman "Eine Welt für Julius" als Motto vorangestellt. Den einen Teil des Buches schrieb der 1939 in Lima geborene Autor während eines mehrmonatigen Aufenthaltes in Deutschland. Allerdings mussten deutsche Leser drei Jahrzehnte auf die Übersetzung dieses Klassikers der lateinamerikanischen Literatur warten.
Während man in Deutschland noch heute mit der zeitgenössischen peruanischen Literatur fast ausschließlich den Namen Mario Vargas Llosa verbindet, ist Alfredo Bryce Echenique in seiner Heimat der beliebteste Autor, geradezu ein Volksschriftsteller. Seine Landsleute duzen ihn, wenn sie ihn auf der Straße sehen, fühlen, dass er einer von ihnen ist. Und das, obwohl Alfredo Bryce Echenique der Oberschicht entstammt.

Wie Julius, die Hauptfigur seines vor 40 Jahren erschienenen Romans, wuchs auch Bryce Echenique, abgeschottet von den einfachen Peruanern, in einem palastgleichen Haus in Lima auf. Doch hat sich Alfredo Bryce Echenique in liebevoller, unprätentiöser Art in die Herzen seiner Landsleute geschrieben – mit Lust am Fabulieren, mit Texten, die dem Menschen nie seine Menschlichkeit nehmen und die voll von Humor sind. Einem treffsicheren Humor, der aber nicht verletzt: "Ich lache nicht über die Welt, sondern mit ihr."


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