"Ich hoffe, dass die Krise überwunden werden wird"

Tomas Venclova im Gespräch mit Joachim Scholl · 04.04.2013
Er gilt als der berühmteste Lyriker Litauens: Tomas Venclova. Viele Jahre seines Lebens musste er jedoch im Exil in den USA verbringen. Als Mitglied der sogenannten "Helsinki-Gruppe" war er 1977 gezwungen, seine damals zur Sowjetunion gehörende Heimat, das eigentlich litauische Vilnius, zu verlassen.
Längst kehrte er nach Litauen zurück, schrieb darüber in Gedichten und in seinem Buch "Vilnius - Eine Stadt in Europa". Immer wieder reflektiert er in seinem Werk und in Gesprächen die Lage seines Landes. "Ich hoffe, dass die Krise überwunden werden wird", sagte er im Interview über seine Erwartungen an Litauen. Leider sei die Krise dort immer wieder auch Anlass für Euro-kritische Stimmen. "Die Stimmung ist so, dass der Beitritt zur Europäischen Union sich für Litauen in erster Linie darin geäußert hat, dass viele Menschen emigriert sind, also sehr viele Menschen leben heute außerhalb der Grenzen von Litauen."

In der Rückschau auf seine Emigration in den 70ern und mit Blick auf seine Erwartungen an Litauen sagte Venclova: "Ich habe damals gehofft, da das alles ja so schnell gegangen war, dass es sich auch weiter so rasch und gut entwickeln würde - das hat sich als Illusion herausgestellt. Es ist doch schwieriger, es ist vor allem wirtschaftlich sehr viel schwieriger. […] Es gibt wirtschaftliche und es gibt sehr viele soziale Probleme, die noch ungelöst sind. Aber ich habe dennoch die Hoffnung - und die bleibt -, dass es alles doch eines Tages gut werden wird."

Das vollständige Gespräch können Sie mindestens bis zum 04.09.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.