"Ich hab' den 'Kunstmarkt' erfunden"

Von Michael Köhler · 15.04.2008
Es war nur eine Handvoll Galeristen, die sich 1967 zum "Kunstmarkt Köln" zusammenfand, aus dem die Kunstmesse Art Cologne hervorging. Der Impuls, sich damals zu vereinigen, ging nach Ansicht von Mitbegründer Rudolf Zwirner aus der Tatssache hervor, dass Gegenwartskunst in den Sechzigern nur schwer verkäuflich war.
" Ich hab den "Kunstmarkt" selbst erfunden, mit Hein Stünke zusammen, weil wir damals in Köln gegen die Wand liefen mit unserem Angebot, keiner wollte das, alle wollten nur die sogenannte "Entartete Kunst" kaufen und die Gegenwartskunst war wirklich sehr, sehr schwer. Also ich rede jetzt von 1960 bis '65, '66 . "

Es war eine andere Zeit in der sogenannten formierten bundesrepublikanischen Öffentlichkeit. Wer die Galerie als Ort des Handels verließ, auf den Markt ging, betrieb scheinbar Verrat an der Kunst. Beuys und Polke, Twombly und Lichtenstein galten als Geschmiere. Dabei war es doch die Zeit der Pop-Art, die die Kunst ja auf den Markt trieb. Aber das gesellschaftliche Umfeld war noch nicht reif. Rudolf Zwirner schaffte etwas Neues:

" Die Geschäfte waren so minimal, da wurde so gut wie gar nichts verkauft, weil es gar keine Nachfrage gab. Es waren vielleicht ein halbes Dutzend Sammler, die aber im kleinsten nur sammelten, es war sehr beengt noch. Nach Amerika fuhr kein Mensch. Man fuhr nach Paris, das ist der Einstieg gewesen. "

Nach dem Abstieg von Paris und dem Aufstieg von New York als Kunstzentren in den Sechzigern verlagerte sich die europäische Umschlagzentrale von der Seine weiter an den Rhein. Das ehemalige Kurköln und die kunstsinnige einstige kurfürstliche Residenz Düsseldorf boten Humus für finanztüchtige Galeristen und Glücksritter, kurzum für Kunsthandel.

Zwirner: " Also das war ein Generationswechsel. "

Der heute 75-jährige Gründer und Galerist Zwirner wollte zeitgenössische Kunst anbieten und verstand sich selber immer als Kenner. Es ging ihm um Kennerschaft, weniger um Kommerz, so paradox das klingt. Man wollte das Neue zeigen, machte es öffentlich.

" Nur das ist eine grundsätzliche Frage, ich bin nie Sammler gewesen."

Mit dem Schokoladenfabrikanten Peter Ludwig, den Zwirner beriet, änderte sich das rasant. Er war der erste Sammler, der für ein Pop-Art-Bild von Roy Lichtenstein das Doppelte des anberaumten Preises bezahlte, wohl wissend, dass es in wenigen Jahren das Vielfache wert ist.

" Es ist aber auch die Funktion des Händlers, diese spezielle Bindung von einem Sammler zu einem Händler aufgelöst worden. "

Zugleich kamen neue Anbieter an den Kölner Kunsthandelsort. Die Auktionshäuser witterten ihr Geschäft. Das Rezessionsjahr 1966, '67 hatte etwas Neues geboren, den Kölner Kunstmarkt, die spätere Art Cologne.