"Ich bin nicht ganz so wie ich scheine"

Von Ursula Gaßmann · 03.07.2011
Der perfekte Schein wird von den Mitmenschen meist belohnt, auf der Bühne und im Film bewundert. Allerdings verkehrt sich diese Erfahrung, wenn man sich selbst von jemandem getäuscht sieht, schnell ins Gegenteil.
In der Literatur ist das Spielen mit verschiedenen Identitäten ein Dauerthema. Die Grenzen zwischen Schein und Sein sind fließend geworden, jede Verkleidung scheint möglich, die Vorspiegelung falscher Tatsachen gilt als Flexibilität. Das von den 68ern proklamierte "Werde-der-du-bist" musste schon in den 80er-Jahren dem Motto der Postmoderne "Erzähle-dich-selbst" weichen.

Eine Steigerung beim Spiel mit der Identität bietet das Internet, wenn der Bildschirm zur Maske wird und das Ich-Ideal bei relativer Anonymität konstruiert werden kann. Das Feature unternimmt einen Streifzug durch die Literatur, erzählt von falschen Prinzen, leidenschaftlichen Revolutionären, vertauschten Dienstmädchen, von Maskenbällen und von Uniformen, die die Biografie ersetzen.