Front National

Putins Freunde in Paris

Von Ursula Welter · 06.05.2014
Europas rechte Parteien verbindet ihre Bewunderung für Russland und dessen Präsidenten Wladimir Putin. Für den französischen Front National übernimmt Aymeric Chauprade die moskaufreundliche Arbeit. Der Absolvent von Elitehochschulen träumt von einer starken Achse Paris-Berlin-Moskau - ohne US-Einfluss.
Als in Moskau gestern von "schweren Menschenrechtsverletzungen" im Osten der Ukraine die Rede war, und davon, dass der Frieden gefährdet sei, weil Europa nicht angemessen reagiere, da hatte genau dies, fast wortgleich, ein anderer schon zu Papier gebracht.
Aymeric Chauprade hatte am Wochenende schriftlich eine Warnung veröffentlicht: Sollte die Europäische Union nicht rasch etwas gegen die Massaker an der pro-russischen Bevölkerung unternehmen, dann zwinge dies Russland unweigerlich zu einer "humanitären Schutz-Operation".
Der dies schrieb, ist der Mann für internationale Fragen bei Frankreichs extremer Rechtspartei, dem "Front National". Chauprade war lange Zeit begehrter Interviewpartner für geostrategische Fragen auf allen Radio- und Fernsehkanälen. Nun tritt er erstmals zu Wahlen an, ist Spitzenkandidat des FN für die Europawahlen im Großraum Paris.
"Wenn die Europäische Union nicht aufhört, dem Willen der USA zu folgen, besteht das große Risiko der Spannungen und der Konfrontation zwischen Europäern und Russland", sagt Chauprade und wirft den USA vor, in der Ukraine zu zündeln.
Der Absolvent französischer Elitehochschulen, Verfasser einiger Standardwerke zur Geopolitik, gibt sich auf seiner Internet-Seite namens "Realpolitik" pro-russisch, ohne wenn und aber. Chauprade ist ein erklärter Globalisierungs-Gegner, stellte - nach den Angriffen auf die Zwillingstürme von New York 2001 - die These auf, die USA seien beteiligt gewesen, sprach von einer Verbindung zwischen Washington und dem radikalen Islam - die französische Militärakademie setzte den heutigen Berater von Marine Le Pen damals vor die Tür.
Jetzt will Chauprade ins Europaparlament gewählt werden und seinem Traum von einer starken Achse Paris-Berlin-Moskau ohne US-Einfluss näher kommen. Einem Traum, den er im „Front National" nicht als Einziger träumt.
"Die Krise in der Ukraine zeigt das Scheitern der EU-Konstruktion im geopolitischen Sinn. Man hat uns immer gesagt, die EU bringe dem Kontinent Frieden, aber der immer stärkere Einfluss der USA steht gegen die Interessen der europäische Völker."
Chauprade unterstützt homophobe Kräfte Russlands
Der smarte Endvierziger rollt für den "Front National" regelmäßig den ideologischen Teppich Richtung Moskau aus. In einem "Appell von Moskau", der für Duma-Abgeordnete gedacht war, stellt sich der Freund aus Frankreich an die Seite der homophoben Kräfte Russlands und spricht von einer "neuen Form des Terrorismus" überall dort, wo er eine Allianz der westlichen Presse und der USA gegen Moskau vermutet.
Die Verbindungen des "Front National" nach Russland sind sehr eng, der Ehrenpräsident der Partei, Jean-Marie Le Pen, ist ein guter Freund des Ultranationalisten Vladimir Jirinowski. Zuletzt bescheinigte Le Pen Putin "eine gute Leistung" auf der Krim.
Tochter Marine Le Pen wünschte sich für Frankreich eine ähnlich starke Hand, wie sie sie bei Putin bewundert. Sie plädiert in ihren Wahlkämpfen für eine privilegierte Partnerschaft mit Russland und verspricht, folgerichtig, Frankreichs Austritt aus der NATO.
In der aktuellen Krise stellt sich der "Front National" also nicht zufällig an die Seite Moskaus. Die Wahlen am 25. Mai, die auf der alten Form der Ukraine fußten, seien sinnlos, die Spaltung des Landes mit seiner pro-russischen Bevölkerung im Osten eine Tatsache.
Als es zuletzt um die Krim ging, war Aymeric Chauprade als Beobachter des Front National in die Region gereist und hatte nach Hause berichtet: Druck aus Moskau? Nein, den habe er beim Referendum auf der Krim nicht beobachten können.
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