Humorvoll, aber religiös korrekt

Von Burkhard Birke · 28.08.2010
Jugendliche kommen nach durchzockter Nacht an der Moschee vorbei, sodass ein Gläubiger Machallah ausruft und die Jungs für gut hält, weil er sie die Nacht über am Beten wähnte. Der kleine Junge, der offiziell mitfastet, sich aber von allen Erwachsenen ständig Leckereien als Ausnahmen geben lässt, sodass er beim Fastenbrechen, Iftar, überhaupt keinen Hunger mehr hat - mit spitzer Feder und scharfer Zunge nehmen der "ungläubige" Greg Blondin und der gläubige Moslem Norédine Allam "den heiligen Fastenmonat Ramadan" auf die Schippe, genauer gesagt sie haben ihn in ein Comicbuch gleichen Namens verpackt.
"Wir machen uns nicht über die Religion lustig, sondern über die Gewohnheiten der Muslime: Das ist etwas ganz anderes","

erklärt Autor Norédine Allam, der seinen Comic in erster Linie für Muslime geschrieben hat.

""Darin sollen sich die Muslime erkennen. Es war vielleicht Zeit, einen Comic aufzulegen, der ihren Alltag beschreibt und sie somit direkt berührt."

Die ersten 16.000 Exemplare der ersten Auflage verkaufen sich gut und der parallel geschaltete Internetblog hat ein überraschend positives Echo kreiert.
Nicht nur bei gläubigen Muslimen stößt die humoristische Betrachtung des Ramadan auf Interesse.

"So bringt man die Jugend dazu, sich für diese Praxis zu interessieren."

"Die haben das sicher gemacht, damit man sie besser versteht, sieht, wie sie wirklich sind."

"Es geht ja nicht darum, sich über etwas lustig zu machen, sondern das kann auch die ansprechen, die gar nichts kennen und nur Klischees über Muslime im Kopf haben. Die können so durchaus diese Menschen und ihre Religion besser verstehen."

Als Botschafter der eigenen Religion will sich der 33-jährige Norédine Allam aus dem nordfranzösischen Amiens jedoch nicht verstanden wissen. Im Fall dieses Comics will er vor allem die Bedeutung des Totalverzichtes auf Essen und Trinken von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang erklären.

"Wir illustrieren nur die Widersprüche. Die Muslime im Westen praktizieren meistens, verstricken sich dabei unbewusst in Widersprüche und die zeigen wir spielerisch auf."

Der Imam, der sich ironischerweise auf das Ende des Ramadan freut, damit die Moschee nicht so voll ist, das Mädchen, das seine muslimischen Mitschülerinnen anschreit, da die nicht verstehen, dass sie während der Regel mit dem Fasten aussetzt.

Humorvoll, aber religiös korrekt ist der Comic gestaltet. Weder die Propheten noch Engel sind abgebildet: Tabus für Muslime, wie der Streit um die Mohammed-Karikaturen gezeigt hat.

"Beide Seiten müssen Verständnis füreinander aufbringen: Gewisse Dinge darf man Muslimen nicht zumuten, andererseits müssen die Muslime verstehen, dass Andersgläubige nicht alle Gewohnheiten verstehen – im Dialog lässt sich das klären."

Oder korrekt für alle im Comic darstellen. Norédine Allam arbeitet schon am zweiten Band über Hochzeiten, freilich ohne das heikle Thema Zwangsehen anzugehen – politisch und religiös vollkommen korrekt eben!?