Humboldt-Universität Berlin

Neue Präsidentin tritt ihr Amt an

Sabine Kunst, mit kurzen Haaren steht in heller Jacke vor einem hellbraunen Hintergrund und lächelt in die Kamera.
Die neue Präsidentin der Berliner Humboldt-Universität, Sabine Kunst (SPD) © Deutschlandradio
Sabine Kunst im Gespräch mit Nana Brink · 11.05.2016
Die neue Präsidentin der Humboldt-Universität geht ihr neues Amt mit Optimismus an und sogar "ein bisschen euphorisiert". Größte Herausforderungen seien der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und ein Erfolg in der neuen Exzellenzinitiative, sagt Kunst.
Am Mittwoch wird Sabine Kunst in ihr neues Amt als Präsidentin der Berliner Humboldt-Universität eingeführt. Keine leichte Aufgabe für die frühere brandenburgische Wissenschaftsministerin, denn an der Traditionsuni sind die Gremien zerstritten, es gibt Geldnöte und zu viele Studierende für zu wenige Lehrer.

Spaß an der Herausforderung

Die Aufgabe schreckt die 61-jährige SPD-Politikerin nicht. "Ich habe Lust und Spaß dran, Dinge nochmal neu zu denken, die auch scheinbar erstmal etwas aussichtslos daherkommen", sagt sie. Zu den großen Herausforderungen zählten der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und "wieder ein Erfolg in der neuen Exzellenzinitiative".
Hierfür sei die Ausgangsposition allerdings gut, betont die neue Präsidentin. Die Humboldt-Universität sei nach wie vor unter den Top-100-Universitäten der Welt und könne auf Spitzenpositionen etwa in den Geisteswissenschaften verweisen, vor allem in Philosophie und Geschichte. "Von daher bin ich eigentlich ein bisschen euphorisiert."

Das Interview im Wortlaut:

Nana Brink: Ihrer Amtseinführung heute gingen lange Querelen voraus. Sabine Kunst, Biologieprofessorin, zuletzt Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg, ist die neue Präsidentin der Berliner Humboldt-Universität. Sie findet zerstrittene Gremien vor, Geldnöte, viele Studenten und zu wenig Lehrer. Eine Herausforderung ist die Leitung der Traditionsuni – vor fast 200 Jahren gegründet ja von Wilhelm von Humboldt und immer noch dem Geist dieses Gründers verhaftet, der ja von der Einheit von Forschung und Lehre immer so geschwärmt hat.
Die 61-jährige Kunst hatte bereits verschiedene Spitzenpositionen in Wissenschaft und Politik inne. Sie war Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und Präsidentin in der Uni Potsdam und hat noch drei Kinder großgezogen. Heute also wird Sabine Kunst in ihr Amt als neue Präsidentin der Humboldt-Universität eingeführt. Schönen guten Morgen!
Sabine Kunst: Guten Morgen, ich grüße Sie!

Mit Freude und Engagement ans Werk

Brink: Was darf denn die Humboldt-Universität von ihrer neuen Präsidentin erwarten?
Kunst: Zunächst mal freue ich mich, dass es jetzt losgeht. Von daher Freude und Engagement, auch Dinge anzupacken. Eine Umgangsweise und auch eine Gesprächskultur, die auf die Leute zugeht, um auch im Hause zunächst mal zu besprechen, was man in welcher Reihenfolge für die nächsten Jahre gemeinsam angeht.
Brink: Sie haben das jetzt gerade sehr diplomatisch formuliert. Ich habe es ja schon erwähnt, es gingen viele Querelen voraus ihrer Wahl, das ist ja schon im Januar passiert. Was ist für Sie das Wichtigste, was Sie angehen möchten, also am Anfang. Die Gesprächskultur ändern?
Kunst: Die Gesprächskultur ist eine gute, und es gibt eben ein sehr, sehr positives Engagement und auch Identifikation mit der Humboldt, also das, was man sonst an manchen anderen Universitäten erlebt, das so was wie eine Corporate Identity nicht vorhanden ist, das ist wirklich in der Humboldt hervorragend vorhanden. Es ist eben eine Universität, die ihre eigene Geschichte und auch historischen Wurzeln und Änderungen in diesem Jahrhundert hier in Deutschland gehabt hat.
Von daher muss man sich sicherlich drüber im Klaren werden, ob die jetzige Verfasstheit noch zukunftsfähig ist. Und wie man das macht, und in welche Arbeitsschritte das aufzulösen ist, das werde ich natürlich mit den Humboldtianern besprechen, um dann systematisch einen Schritt nach dem nächsten zu machen. Das stelle ich mir vor, also dass es evident ist, dass jetzt im Rahmen der Verwaltungsstrukturen bei jeweils guten Einheiten im Einzelnen in der Gesamtheit ein anderer Weg für die Zukunft beschritten werden wird. Und dann sind die großen Herausforderungen da, Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, wieder ein Erfolg in der neuen Exzellenzinitiative, und, und, und.

"Prozessabläufe" professionalisieren

Brink: Sie haben es angesprochen, der große Reformbedarf gerade in der Verwaltung, der hat ja viele andere Kandidaten für diesen Posten abgeschreckt. Sie schreckt es nicht. Warum?
Kunst: Ich habe Lust und Spaß dran, Dinge noch mal neu zu denken, die auch scheinbar erst mal etwas aussichtslos daherkommen. Ich halte das für eine Mär, weil das Positive eben ist, dass auf den dezentralen Strukturen hervorragende Arbeit geleistet wird, auch zentral, sodass es ja eigentlich nur die Kleinigkeit ist der Abstimmung dieser Ebenen miteinander.
Brink: Können wir da ein bisschen konkret werden? Wo ist das Dringendste, wo sehen Sie da ganz, ganz dringenden Handlungsbedarf?
Kunst: Ich sehe insgesamt, wie ja viele Universitäten es haben, in dem Bereich, wie die Abläufe in einer Universität ohne viel Reibungsverluste gehen, schon ein Feld, um das sich auch eine Präsidentin kümmert. Und von daher, Prozessabläufe – also sei das jetzt dieses riesige Volumen an Drittmitteleinnahmen, die eine solche Universität hat – so professionell zu verwalten und an den Mann und an die Frau zu bringen, dass es dort zu Änderungen und Verbesserungen kommt. Um jetzt ein Feld für Sie ein bisschen konkreter zu beschreiben. Das wäre jetzt eines, das mir einfällt. Oder wenn Sie sehen, dass die Humboldt-Universität herausragend erfolgreich ist in der Einwerbung von Forschungsmitteln, so gibt es schon eine Diskrepanz bei den Personen, die das verwalten, und bei denen, die es ausgeben. Einfach, weil der eine Personalkörper nicht mitwächst mit dem anderen, und solche Dinge.

Unter den Top 100 der Universitäten weltweit

Brink: Also diese Unverhältnismäßigkeit, die Sie wieder geraderücken müssen. Gucken wir auf die Exzellenzinitiative, Sie haben es ja selbst schon angesprochen, ein ganz, ganz wichtiges Feld. Es sind ja 29 Universitäten in Deutschland, die als Eliteuniversitäten ausgewiesen sind. Fürchten Sie darum?
Kunst: Nein. Neues Spiel, neues Glück, natürlich. Es wird sich ja in den nächsten Wochen entscheiden, wie die Latte genau gelegt wird. Wenn Sie aber das internationale Ranking sehen, was ja gerade vor wenigen Tagen noch einmal veröffentlicht worden ist – die Humboldt hat ihren Status dabei bewahren können und ist ja nach wie vor unter den Top-Hundert des World Reputation Rankings des "Times Education Magazine" gelandet. Also, so ist die Ausgangsposition schon eine großartige. Spitzenpositionen in den Geisteswissenschaften, insbesondere auch in Philosophie und Geschichte, super Campi, die sich wie Lebensadern durch Berlin ziehen, sei es Adlershof oder auch die neuen großen Chancen gemeinsam mit der Charité und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung. Also, von daher bin ich eigentlich ein bisschen euphorisiert und sehe mehr das Glas halb voll als irgendwie gefährdet oder geleert.
Brink: Vielen Dank, Sabine Kunst. Die neue Präsidentin der Berliner Humboldt-Universität, heute wird sie in ihr Amt eingeführt. Herzlichen Glückwunsch und viel Glück für Ihren neuen Job!
Kunst: Ich danke Ihnen ganz herzlich!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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