Hotels mit Geschichte (18)

Bahnhofshotel mit legendärem Garten

Außenansicht des Hotels Mamounia in Marrakesch, Marokko
Noch immer hält die marrokanische Bahngesellschaft die Mehrheit am Luxus-Hotel Mamounia in Marrakesch © Foto: imago / Westend61
Von Marc Dugge · 10.08.2015
Für Winston Churchill war es der schönste Platz auf der Welt, und auch zahlreiche andere prominente Gäste wussten und wissen das Hotel Mamounia in Marrakesch zu schätzen, ob Alfred Hitchcock oder Hillary Clinton.
Der Boden ist aus Marmor, die Decke aus Zedernholz, ausladende, aber nicht überladene Kronleuchter spenden gedämpftes Licht. Die Lobby des Mamounia strahlt gediegenen Luxus aus, keinen Protz. Das hätte das Mamounia auch nicht nötig. Gebaut wurde das Hotel in der französischen Kolonialzeit. Von der staatlichen Eisenbahngesellschaft. Denn es gab damals keine Hotels in der Nähe der neu geschaffenen Bahnhöfe. So kommt es, dass noch immer die nationale Eisenbahn die Mehrheit der Anteile am Mamounia hält. Mit einer Bahnhofsabsteige hat das Hotel freilich nie etwas gemein gehabt.
"Seit das Mamounia in den 20er-Jahren seine Türen geöffnet hat, war es ein fester Bestandteil von Marrakesch und von Marokko. Ob in London, Tokio, New York oder Rio: Wenn der Name Mamounia fällt, denkt man automatisch an Marrakesch und an Marokko. Die Gäste, die hier waren, trugen große Namen, wie zum Beispiel Sir Winston Churchill. Er nannte das Mamounia den schönsten Platz auf der Welt. Und er überzeugte seine Freunde, auch herzukommen. Es kamen Prominente aus dem Showbiz, der Politik oder der Finanzwelt – sie haben den Mythos Mamounia geschaffen."
Der Garten ist der ganze Stolz des Mamounia
Das Mamounia ist ein Ort mit Geschichte. Das Grundstück, auf dem das Mamounia steht, war einmal ein Hochzeitsgeschenk. Im 18. Jahrhundert schenkte es König Sidi Mohammed Ben Abdallah einem seiner Söhne, Mamoun. Der veranstaltete dort rauschende Gartenfeste, heißt es. Die Gärten gibt es noch heute, sie sind mehr als acht Hektar groß. Riesige Palmen strecken sich elegant in den Himmel, dahinter, am Horizont zeichnet sich im Winter das schneebedeckte Atlas-Gebirge ab. Der Garten ist der ganze Stolz des Hotels, so Direktor Picqout:
"Da gibt es Olivenbäume, die mehr als 400 Jahre alt sind. Wir züchten Rosen, Orangen oder Zitronen. Und dann darf man die Vögel nicht vergessen."
Die Vögel sind so präsent, dass auch prominente Gäste tief beeindruckt waren. Auch der Regisseur Sir Alfred Hitchcock, erzählt der alte Mitarbeiter Samir Choubi:
"Er hat immer gern sein Frühstück auf dem Balkon zu sich genommen. Eines Morgens hatte er den Korb mit den Croissants auf dem Balkon gelassen, und als er das später bemerkte, sah er, wie die Spatzen und die anderen Vögel sich über den Brotkorb hermachten. In dem Augenblick, als er die Betontür aufmachte, sind sie alle aufgeflogen. Und dann hat er angefangen, ein bisschen mit den Vögeln zu spielen. Tür auf, Tür zu. Und so ist er angeblich auf die Idee für seinen Film 'Die Vögel' gekommen."
Tatsache ist, dass Hitchcock vom Mamounia so angetan war, dass er dort einen Film drehte: "Der Mann, der zuviel wusste". Mit James Stewart und Doris Day.
Schier endlose Liste prominenter Gäste
Charlie Chaplin, Kirk Douglas, Omar Sharif, Nicole Kidman, Richard Gere, Tom Cruise, Franklin Roosevelt, Ronald Reagan, Nelson Mandela – die Liste der Promi-Besucher ist endlos. Und die der Anekdoten ebenso. Zum Beispiel die, dass für Frankreichs Präsident de Gaulle ein extralanges Bett besorgt werden musste. Denn de Gaulle war knapp zwei Meter groß. Oder die Geschichte mit Sharon Stone, erzählt Ex-Direktor Robert Bergé:
"Sie war mit ihrem französischen Liebhaber gekommen und hatte die größte marokkanische Suite gebucht, die wir haben. Sie wurde von einem weiblichen Leibwächter begleitet. Und in den drei Tagen, in denen sie hier waren, hat man immer nur den jungen Mann ganz allein gesehen. Und als sie abreiste, sagte sie mir, sie habe kein einziges Mal ihre Suite verlassen. Eine Woche später haben wir erfahren, dass sie sich von ihrem Freund getrennt hat. Das Mamounia war wohl der Ort der Entscheidung."
Robert Bergé hat noch gern aus dem Nähkästchen geplaudert. Sein Nachfolger ist da deutlich diskreter. Mit Grund: Es ist ja gerade die Diskretion, mit dem das Hotel berühmte Gäste anlocken will. Gäste wie Hillary Clinton. Als sie vor kurzem im Mamounia abstieg, wurden neugierige Besucher vor den Hoteltüren höflich mit den Worten abgewiesen: "Pardon, Monsieur, das Hotel ist für eine Spezial-Veranstaltung gesperrt."