Holocaust-Ausstellung in Teheran

Karikaturen mit Beigeschmack

Ein Besucher in der "Holocaust"-Ausstellung in Teheran.
Ein Besucher in der "Holocaust"-Ausstellung in Teheran. © picture alliance / dpa / Abedin Taherkenareh
Von Reinhard Baumgarten, ARD-Büro Teheran  · 19.05.2016
Rund 150 meist anti-israelische Karikaturen zeigt eine Ausstellung in Teheran mit dem Titel "Holocaust". Die israelische und die deutsche Regierung verurteilen die Ausstellung als Verhöhnung der Opfer des Holocausts. Dagegen verwehrt sich der private Veranstalter Massoud Shojaii.
150 Karikaturen kleiden die Wände der Ausstellungsräume aus. Die Werke kommen aus gut 50 Ländern. Allein aus Frankreich nehmen 16 Karikaturisten Teil – unter ihnen der bekannte Cartoonist Bernard Bouton. Der Titel der Ausstellung lautet: "Holocaust".
"Sowohl in der Eröffnungszeremonie als auch in Gesprächen mit Reportern haben wir ständig betont, dass wir nicht die Absicht verfolgen, den Holocaust zu leugnen."
Das versichert der Organisator der Ausstellung, Massoud Shojaii. Es gehe bei den Werken vielmehr darum, eine Verbindung zwischen dem Völkermord an den europäischen Juden in den 30er- und 40er-Jahren sowie den Entwicklungen im Nahen Osten der darauf folgenden Jahrzehnte herzustellen.
"Wir haben unsre Zweifel, ob dieser Wettbewerb wirklich aus Mitgefühl mit den Opfern des Holocausts angesetzt ist, oder ob es ein Kräftemessen zwischen den Machthabern ist."
…erklärt dagegen der iranische Karikaturist Maziar. Denn während die Regierung Rohani Versöhnung mit der Welt anstrebe, setzten Hardliner innerhalb des Regimes konsequent auf Konfrontation.

8.000 Dollar für Netanjahu-Karikatur

Maziar ist zur Teilnahme an dem Wettbewerb eingeladen worden. 12.000 Dollar winken dem Sieger, 8000 Dollar bekommt, wer Israels Regierungschef Netanjahu am "treffendsten" wiedergibt.
90 Prozent der iranischen Karikaturisten, die sonst bei ähnlichen Wettbewerben aktiv dabei sind, haben abgewunken, versichert Maziar.
"Ich glaube, das liegt trotz der hohen Preisgelder an ihrem Misstrauen gegenüber dem Thema dieses Wettbewerbs."
Aus Netanjahus Kopf wächst ein kleiner Hitler; ein Soldat liegt hinter einem Grabstein mit der Aufschrift "Holocaust" und nimmt ein Kind ins Visier; auf der von Israel zum Westjordanland errichteten Trennmauer prangt "Arbeit macht frei"; unter den Bahngleisen nach Auschwitz liegen Menschen aus Syrien, Gaza und dem Irak.

Angriff auf Rohani?

Was darf Kunst, fragt der Veranstalter Massoud Shojaii. Die ausgestellten Karikaturen berührten im Westen geltende Reizthemen und Tabus. Wer die Karikierung des Propheten Mohammad als Meinungsfreiheit verteidige, zeige oft wenig Verständnis für einen anderen Umgang mit dem Thema Holocaust.
"Herr Netanjahu hat gemeint, wir beabsichtigten, uns über die Opfer des Holocausts lustig zu machen. Ich versichere Ihnen, dass ich sofort den Wettbewerb abgesagt hätte, wenn auch nur eine einzige Arbeit in diesem Sinne eingereicht worden wäre."
14 Tage sind die Arbeiten in Teheran zu sehen. Der Karikaturist Maziar zeigt sich zufrieden mit seiner Entscheidung, nicht teilgenommen zu haben.
"Dieses Festival mutet wie eine Sabotage der Rohani-Regierung an, die sich darum bemüht, Irans Beziehungen zu den anderen Ländern zu normalisieren und zu entspannen."
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