Hollywood-Größe der 1920er und 30er

Berlinale feiert King Vidors Filme in Retrospektive

06:52 Minuten
Die Schauspielerin Bette Davis im Film "Beyond the forest" von King Vidor, 1949.
Die Schauspielerin Bette Davis im Film "Beyond the forest" von King Vidor, 1949. © picture-alliance/dpa/Courtesy Everett Collection
Rainer Rother im Gespräch mit Ute Welty  · 22.02.2020
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Die Berlinale widmet dem US-Meisterregisseur King Vidor eine Retrospektive mit 35 Werken. Zusammengestellt hat sie der Leiter der Deutschen Kinemathek, Rainer Rother. Er betont die starken Frauenfiguren in Vidors Filmen.
Der US-Regisseur, Produzent und Drehbuchautor King Vidor (1894–1982) steht im Zentrum der Retrospektive der 70. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Vidor nimmt einen zentralen Platz in der Geschichte des US-amerikanischen Kinos ein und hat als einer der wichtigsten Regisseure gegen Ende der Stummfilm-'Ära und während der nachfolgenden Blütezeit Hollywoods einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Das Ausloten des Potenzials der Filmsprache und die Auseinandersetzung mit den sozialen Fragen seiner Zeit begleiten sein gesamtes filmisches Schaffen, das mehr als 50 Filme umfasst. Dazu gehören Stummfilmklassiker, aber auch gesellschaftspolitische Filme wie "The Crowd" (1928) oder "Our Daily Bread" (1934) bis hin zum Western "Duel in the Sun" (1946) oder die epische Literaturverfilmung "War and Peace" (1956). 1925 schrieb Vidor Filmgeschichte mit "The Big Parade", der als erster kritischer Film über den Ersten Weltkrieg gilt.

So alt wie der Film

King Vidor sei in den 1920er und 1930er Jahren einer der prägendsten Regisseure Hollywoods gewesen, sagt Rainer Rother, Leiter der Deutschen Kinemathek in Berlin, der die Retrospektive auf der Berlinale verantwortet. Vidor sei König einer bestimmten Generation gewesen und genauso alt wie der Film. Von Anfang an sei er dabei gewesen und habe mit Dokumentaraufnahmen begonnen.
Der Film "The Big Parade" von Regisseur King Vidor (1925) mit Schauspieler John Gilbert.
Mit dem Antikriegsfilm "The Big Parade" schrieb US-Regisseur King Vidor Filmgeschichte. © picture-alliance/dpa/Courtesy Everett Collection
Anders als andere Hollywood-Größen, zum Beispiel Alfred Hitchcock, könne man ihn nicht auf eine bestimmte Handschrift festlegen. "Vidor geht von dem Thema aus und lässt sich von dem Thema zu verschiedenen filmischen Lösungen inspirieren – deswegen ist er sehr flexibel", sagt Rother. Daher habe er manchmal wie ein russischer Revolutionsfilmer eine Montage an das Ende gestellt, wie in "Our Daily Bread". Aber es habe auch Filme mit einer intimen kammerspielartigen Atmosphäre gegeben.
"Wasser, Stahl und Frauen" seien die Themen gewesen, die Vidor am meisten interessiert hätten. Die Frauengestalten seien in seinen Filmen immer stärker, selbstbewusster und lebensklüger gewesen als die ihnen zugeordneten Männer.
(gem)
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