Hoffnung auf Revision des Urteils zu Nachlass des Schriftstellers Max Brod

15.10.2012
Der Kafka-Forscher Peter André Alt hofft auf eine Revision des jüngsten Urteils zum Verbleib des Nachlasses des Schriftstellers Max Brod in Israel. Der Präsident der Freien Universität Berlin sagte, die darin enthaltenen Dokumente des mit Brod befreundeten Schriftstellers Franz Kafka gehörten aus Forschungsperspektive in das Marburger Literaturarchiv.
Er kritisierte den Richterspruch und bezeichnete es als krude Logik, dass der Nachlass als national wichtiges Kulturgut in Israel bleiben solle. Die Texte seien nicht nur für den Staat Israel von Interesse.

"Bei allem Respekt vor dem befreundeten Staat Israel, diese Argumentation finde ich hochproblematisch", sagte Alt. "Bei Kulturgut sollten Fragen des Nationalen in den Hintergrund treten." Es sei unumstößlich, dass die Papiere nach Marbach gehörten, weil dort der richtige Kontext existiere. "Hier kann man die Texte in ihrem Zusammenhang studieren, hier sind andere große Nachlässe von Autoren der literarischen Moderne versammelt, nicht zuletzt zahlreiche Manuskripte Kafkas", sagte er. "Das ist der richtige Ort, wo man über die Literatur deutscher Sprache forscht und arbeitet."

Über den Inhalt des Nachlasses sagte Alt: "Das gehört zu den Rätselfragen der Forschung. Die Optimisten sagen, wir erfahren viel über den alltäglichen Austausch mit Franz Kafka, Skeptiker sagen, soviel stehe da nicht drin." Es gebe bereits vereinzelte Mitschriften von Forschern. "Man muss gespannt sein. Es ist eine Blackbox. Wir wissen nicht, was drin ist."

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 15.3.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.