Hörspielpreis Prix Europa 2019

Höllenkinder

Die Mutter möchte sich nicht erinnern.
Die Mutter möchte sich nicht erinnern. © picture alliance / dpa / Ruth Roeder
Von Gabriele Kögl · 20.05.2020
„Sie will Dinge von mir wissen, die sie nichts angehen und die ihr Leben nicht einfacher machen würden“. Selbst an ihrem 80. Geburtstag wird die gebrechlich gewordene Bäuerin nicht von den Fragen ihrer Tochter verschont. Doch die Mutter möchte sich nicht erinnern. Aber ist die Wahrheit überhaupt zumutbar?
Kann man eine Geschichte erzählen, die man jahrzehntelang verschwiegen hat? An ihrem 80. Geburtstag wird die mittlerweile gebrechlich gewordene Bäuerin von ihrer Tochter befragt. Sie soll sich erinnern und erzählen, aber die alte Mutter sperrt sich. "Sie will alte Geschichten aus mir herausholen, sie will mein Leben aufschneiden und zerlegen, wie man ein Stück Vieh schlachtet und zerlegt und abpackt und in die Gefriertruhe legt, damit man jeden Tag etwas herausholen kann, wenn man kochen geht". Die alte Frau hat eine bittere Lebensgeschichte, geprägt von Inzest und sexuellem Missbrauch. Die Kinder verlangen danach zu erfahren, woher sie kommen. Aber ist das tatsächlich ihr Recht?

Höllenkinder
Von Gabriele Kögl
Regie: Elisabeth Weilenmann
Mit: Gudrun Ritter
Komposition: Fatima Dunn
Ton: Jean Szymczak, Martin Leitner
Produktion: ORF 2018
Länge: 54'58

Gabriele Kögl, geboren 1960 in Graz, Schriftstellerin. Sie Schreibt Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Ihre Stücke wurden u. a. im Landestheater Linz, im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, dem Theater der Altstadt in Stuttgart, dem Kosmos-Theater und Theaterbrett in Wien, auf den Ruhrfestspielen Recklinghausen aufgeführt. Die Erzählung "Höllenkinder" veröffentlichte sie 2016. Das gleichnamige Hörspiel wurde 2019 mit dem Prix Europa ausgezeichnet. Sie lebt in Wien.