Hörspielmagazin Extra

Menschen ohne Gesicht

Der französische Schriftsteller Henri Barbusse
Der französische Schriftsteller schildert in seinem Kriegsbuch "Das Feuer" (1916) Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges. © picture-alliance / dpa / DB
Von Thomas Zenke · 08.01.2019
Berlin im Dezember 1918. 10 000 Kriegsversehrte ziehen durch das Brandenburger Tor zum Kriegsministerium in der Leipziger Straße. Blinde, Beinamputierte, traumatisierte Kriegszitterer. Und Veteranen mit entstelltem Gesicht. Plakate werden hochgehalten. Auf ihnen steht: „Wir fordern unser Recht und wollen keine Gnade“.
Auf deutscher Seite überleben etwa 1,5 Millionen Kriegsversehrte den ersten industrialisierten Krieg: arm- oder beinamputierte oder erblindete Soldaten. Und Soldaten mit von Granatsplittern zerfetztem Gesicht. Diese Heimkehrer waren dagegen nicht resozialisierbar. Sie konnten den entsetzten Blicken der Öffentlichkeit nicht standhalten, lebten weltabgeschieden dahin, isoliert von der Gesellschaft, ohne Arbeit, ohne Würde. Schriftsteller wie Henri Barbusse oder Leonhard Frank haben von diesen Unglücklichen erzählt, Maler wie Otto Dix in den entpersonalisierten 'Menschen ohne Gesicht' den Krieg gespiegelt. Und der berühmte Gesichtschirurg Jacques Joseph hat sie durch plastische Operationen wiederhergestellt, nein: einen 'neuen' Menschen geschaffen.
Menschen ohne Gesicht
Ein Kapitel aus dem Ersten Weltkrieg
Von Thomas Zenke
Regie: Thomas Zenke
Mit Frauke Poolman, Volker Risch, Jean Paul Baeck, Philipp Scheppmann, Bruno Winzen

Produktion: Dlf 2014
Länge: 49'30