Hörspielgroteske über Tod und Wissenschaft

Der sich langsam etwas seltsam entwickelnde Kongress der Thanatologen

Ein Friedhof im Nebel.
Kein Tod ohne Abschied. © Unsplash / Scott Rodgerson
Von Nis-Momme Stockmann, Charlotte Simon, Toben Piel · 18.04.2021
Der 125. Kongress der deutschsprachigen Thanatologen. Jubiläumsthema: "Die Zukunft der Trauermusik". Eine Hörspiel-Satire von Nis-Momme Stockmann und Les Trucs über den Tod und den Wissenschaftsbetrieb.
Wir befinden uns auf dem 125. Kongress der deutschsprachigen Thanatologen. Handlungsort dieser Fachtagung: Die Turnhalle der Geschwister-Scholl-Grundschule Olsberg im Hochsauerlandkreis. Das mittelrunde Jubiläum wird – erstmalig – mit einem musikalischen Schwerpunkt gefeiert: "Die Zukunft der Trauermusik". Wie sehr das Thema "Tod" gesellschaftlich nivelliert wird, zeigt sich auch in diesem Bereich wieder einmal eindrucksvoll: Während sogar Flughäfen oder Fahrstühle auf umfangreiche musikalische Kataloge verweisen können, hat die Musik für den menschlichen Beisetzungsakt innerhalb der vergangen 200 Jahre kaum nennenswerte Impulse erfahren. "Um diese entscheidende Komponente für ein ästhetisch-erhebendes Trauerritual zu befruchten", so verkündet der Leiter der "Thanatologischen Gesellschaft" in seiner Eröffnungsrede mit gehörigem Stolz, wird am Ende des Kongresses in Kooperation mit der "Thanatologie heute" der Innovationspreis "Trauermusik" vergeben: "Denn das konkrete Ereignis der Bestattung ist die Maske des Todes, der Schlüssel zum Tor seines Denkraums, die Pforte zu ihm als Kulturpraxis." Doch noch bevor es nach einem wirklich langen Intro richtig losgehen könnte, sorgt ein Projektil für den vorläufigen Höhepunkt: der Mord an Professor Sebersdorsch-Malzhausen auf offener Bühne.

Der sich langsam etwas seltsam entwickelnde Kongress der Thanatologen
Von Nis-Momme Stockmann, Charlotte Simon, Toben Piel
Regie: Nis-Momme Stockmann, Charlotte Simon, Toben Piel, Les Trucs
Mit: Joy Maria Bai, Moritz Grove, Franziska Machens, Anne Tismer, Leon Ullrich, Herbert Fritsch, Charlotte Simon, Toben Piel, Sebastian Löffler, Nis-Momme Stockmann
Komposition: Les Trucs
Ton und Technik: Sebastian Löffler
Produktion: NDR 2020
Länge: 89'12

Nis-Momme Stockmann, geb. 1981 auf der Nordseeinsel Föhr, studierte Sprache und Kultur Tibets in Hamburg und Szenisches Schreiben in Berlin. Er schreibt Dramen, Hörspiele, Lyrik und Prosa. Sein Werk wurde in mehrere Sprachen übersetzt und an Theatern im In- und Ausland aufgeführt.
Les Trucs ist ein Musik- und Performance-Duo aus Frankfurt am Main, bestehend aus Charlotte Simon und Toben Piel. Seit 2008 bearbeiten sie gemeinsam die Schnittstelle von Komposition, musikalischem Happening und theatraler Inszenierung mittels elektronischer Instrumente, Gesang und Choreografie.