Hörspiel

Wenn Adolf Hitler den Krieg nicht gewonnen hätte

Der Schriftsteller Helmut Heißenbüttel in seinem Borsflether Haus im Kreis Steinburg, aufgenommen am 17.6.1996.
Der Schriftsteller Helmut Heißenbüttel in seinem Borsflether Haus im Kreis Steinburg. © picture-alliance / dpa / Kay Nietfeld
Von Helmut Heißenbüttel · 07.01.2020
Der Text erschien 1979 in dem Sammelband "Wenn Adolf Hitler den Krieg nicht gewonnen hätte. Historische Novellen und wahre Begebenheiten". Die Ausgangssituation der Zukunftsretrospektive: Das NS-Regime hat 1945 durch ein Bündnis mit Stalin den Krieg gewonnen. Ein totalitär regiertes Großeuropa ist entstanden, eine sozialistische Computergesellschaft.
Die volkswirtschaftlich günstige Bevölkerungszahl wird durch ein elektronisches Überwachungssystem mit einem Zufallsgenerator konstant gehalten: Alle überschüssigen Menschen müssen sterben, ohne Schmerz oder Trauer. „Wenn Adolf Hitler den Krieg nicht gewonnen hätte. Das ist so eine Redensart bei uns geworden. Drückt sich Bedauern darin aus? Resignation? Überdruss? Vielleicht Kritik? Nein, nicht Kritik. Es geht uns ja gut. Wir, das heißt wir, die wir am Leben sind, haben ja alles, was man zum Leben braucht. […] Die Politik folgt den Grundsätzen der Vernunft und ist transparent für jedermann. Der Friede ist gesichert. Der Schlüssel zur Lösung aller Probleme, das wurde allmählich deutlicher, war einfach, aber schwer zu handhaben. Die Reduzierung der reinen Anzahl der Menschen auf die der Gutwilligen war möglich durch die systematische Kontrolle der Bevölkerungsgröße. […] Wie ich nicht weiß, wann ich sterben werde, weiß ich nicht, warum ich überlebt habe” (Helmut Heißenbüttel).

Wenn Adolf Hitler den Krieg nicht gewonnen hätte
Von Helmut Heißenbüttel
Regie: Ulrich Gerhardt
Komponist: Ronald Steckel
Mit Henning Schlüter
Produktion: BR 1997