Hörspiel über die Vergeblichkeit und Kraft von Kunst

    Torschlusspanik

    Der amerikanische Schriftsteller William Gaddis im Jahr 1968.
    Der amerikanische Schriftsteller William Gaddis im Jahr 1968. © picture alliance / Photoshot
    Von William Gaddis  · 10.09.2023
    • Philosophisches Hörspiel • Ein alter Mann inmitten der Vorarbeiten für ein Werk über die Kunst und ihr Scheitern im Zeitalter kommerzieller Reproduzierbarkeit: Immer wieder greift er zu den Zetteln und Büchern, die neben seinem Krankenbett aufgestapelt sind.
    Was ist überhaupt noch authentisch? Das ist eine der Hauptfragen, die sich dem Erzähler am Ende seines Lebens stellt – auf der Suche nach dem Sinn der Kunst und nach der eigenen Identität. Das angesammelte Material erweist sich als undurchschaubar. In dem Maße, wie er scheitert, beginnt das Staunen über die Vielfalt und die Kraft künstlerischer Entwürfe. Ein Paradox, das den Monolog über die Sinnlosigkeit der Kunst ad absurdum führt.
    William Gaddis’ große polyphone Romane und sein letzter vierstimmiger Monolog weisen ihn als Komponisten komplizierter Sprachgebilde aus. Klaus Buhlert komponiert mit der virtuos eingesetzten Stimme Ignaz Kirchners als Instrument rhythmisch wie motivisch den Text und seine emotionalen Schichtungen zu einem genau strukturierten Hörstück mit immer wiederkehrenden Motiven, das die widerstreitenden Themen in kunstvolle Beziehung zueinander bringt und Unvereinbares in der Komposition aufhebt.

    Die Dinge des Lebens
    Ein Sommer mit Hörspielen und Dokus
    Woche 11: Alter

    Torschlusspanik
    Von William Gaddis
    Übersetzung: Marcus Ingendaay
    Regie und Komposition: Klaus Buhlert
    Mit: Ignaz Kirchner
    Ton: Karl-Heinz Stevens, Ernst Hartmann, Gabriele Neumann, Susanne Friedrich
    Produktion: Deutschlandfunk/BR/WDR 1999
    Länge: 88'50
    Eine Wiederholung vom 13.03.1999

    William Gaddis (1922–1998), war US-amerikanischer Schriftsteller. Mit seinen vier Romanen, darunter „The Recognitions“ (1955, dt. „Die Fälschung der Welt“) und „JR“ (1975), beeinflusste er die moderne amerikanische Literatur nachhaltig. Zweimal erhielt er den National Book Award. „Torschlusspanik“ ist sein einziges Hörspiel. Gaddis schrieb es für den Deutschlandfunk kurz vor seinem Tod.

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