Hörspiel von Deutschlandfunk Kultur ausgezeichnet

    Teure Schwalben

    Schwalben bei der Fütterung
    Von Hutschwalben träumen - das Hörspiel "Teure Schwalben" beleuchtet auch die fantasievollen Seiten der Demenz. © picture alliance / dpa / Paul Cecil
    04.12.2019
    Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste hat das Hörspiel "Teure Schwalben" von Irmgard Maenner über das Glück und Unglück von Demenz zum Hörspiel des Monats November 2019 benannt.
    Die Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste:
    Das Hörspiel "Teure Schwalben" (Deutschlandfunk Kultur 2019) von Irmgard Maenner gestaltet die Geschichte der letzten Lebensphase einer 80 Jahre alten, an Demenz erkrankten Frau auf höchst innovative Weise: die allmählichen Wandlungsprozesse, den schleichenden Verfall an Bewusstheit und die einerseits ängstlichen, bisweilen aber auch humorvoll-offenen, ja affirmativ wirkenden Reaktionen der Umgebung auf diese Entwicklungen.
    Dem hält das Hörspiel – vorrangig dank der herausragenden Schauspielerin Irm Hermann – Facetten von Komik und Humor entgegen: Gesellschaftliche Normen und Schranken fallen als Folge von Krankheit und Pflegeheimeinweisung, dabei verwischen die Grenzen der Konventionen. Mit Bewunderung verfolgt man die spitzbübischen Eskapaden und makabren Geschehnisse um Heimflucht und Zaunüberwindung, die zeigen, dass Demenz einen fast bewundernswerten Fantasieraum eröffnen kann.

    Unter der Regie von Heike Tauch beschreibt dieses Hörspiel die Neudefinition des Seins infolge einer Erkrankung, angereichert durch klug montierte Erinnerungsfragmente und neu servierte Kindheitserinnerungen. Herausragend wirken die inszenatorischen Gestaltungsmittel, Musik und Sounds sind in der Komposition von Janko Hanushevsky prägnant, sparsam und zugleich effektiv eingesetzt.
    In unserem Studio: Irm Hermann als Gunda. 
    In unserem Studio: Irm Hermann als Gunda. © Deutschlandradio / Sil Egger
    Die Darstellungsweise von "Teure Schwalben" setzt dem "Honig im Kopf" die "flatternden Schwalben" so kunstvoll dargeboten entgegen, dass die eskapistischen Ebenen der Demenz nahezu positiv konnotiert wirken. Bis hin zu den neologistisch anmutenden "Hutschwalben" als Fantasiereservoir inszeniert Heike Tauch einen ästhetisch höchsten Kunstgenuss: Der Transfer von Erlebtem zu willkürlich Fantasiertem im Kopf der Hauptfigur ist großartig in Szene gesetzt.

    Teure Schwalben
    Von Irmgard Maenner
    Regie: Heike Tauch
    Redaktion: Stefanie Hoster
    Mit: Irm Hermann, Julika Jenkins, Veronika Bachfischer, Sascha Nathan, Florian Lukas, Friedhelm Ptok, Markus Gertken, Judith Engel, Shelly Kupferberg
    Komposition: Janko Hanushevsky
    Ton: Martin Eichberg
    Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2019
    Länge: 56'21
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