Hörspiel: Vater-Sohn-Konflikt in der DDR

Stille. Nacht. Klirrende Fahnen

Eine subtile Deutschstunde über Lebensmöglichkeiten in der DDR.
Eine subtile Deutschstunde über Lebensmöglichkeiten in der DDR. © EyeEm / Helmut Hess
Von Joachim Walther · 16.06.2021
Das Leben in der DDR macht Heinfried nicht glücklich, aber er passt sich an. Ganz anders als Micha, sein Sohn. Der rebelliert, lebt gefährlich, wird zerrieben. Als er verschwindet, weiß Heinfried, wo er suchen muss.
"Ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen. Dich umarmen sollen. Dich halten müssen." Doch nun ist der Sohn Micha weg – weit weg, wie er es vorher angekündigt hat. Wo ist er? In Heinfried Hauk wächst die Angst, Erinnerungen brechen auf. Wieder einmal muss er anerkennen, dass er der Rolle als Vater nie gewachsen war. Das Leben in der DDR hat ihn müde gemacht, zum Rebellen fühlte er sich nicht berufen. Micha dagegen will sich nicht anpassen, liebt und lebt gefährlich, gibt nichts auf Karriere, schreibt Gedichte an seine Zimmerwände, die sein Vater nun als Hilferufe erkennt. Er sucht und findet Micha schließlich in der Psychiatrie. Eine subtile Deutschstunde über Lebensmöglichkeiten in der DDR.

Stille. Nacht. Klirrende Fahnen
Von Joachim Walther
Regie: Albrecht Surkau
Mit: Winfried Glatzeder, Rolf-Peter Kahl, Maximilian Wigger, Ingeborg Westphal, Gundula Köster, Horst Herrmann, Horst Lampe, Ingolf Gorges, Friederike Aust, Tobias Frey
Komposition: Ralf Hoyer, Susanne Stelzenbach
Ton: Bernd Friebel, Sylvia Milchmeyer
Produktion: DeutschlandRadio Berlin 1995
Länge: 52'35

Joachim Walther (1943–2020), deutscher Schriftsteller und Redakteur. Er schrieb Romane, Erzählungen, Kinderbücher, Hörspiele, darunter "Candide oder Hoffen lernen" (Rias Berlin/SDR 1982), "Erich Mielke – Ein deutscher Jäger" (SDR/MDR 1995), "Lautlos und dennoch eine Stimme sagenhaft" (NDR 1989), "Wachsende Entfernung" (Rundfunk der DDR 1983/Rias Berlin 1985). 2001 zusammen mit Ines Geipel Initiierung des "Archivs unterdrückter Literatur in der DDR", aus dem heraus die zehnbändige Reihe "Die verschwiegene Bibliothek" entstand. Dafür erhielten sie 2011 den Antiquaria-Preis für Buchkultur. Walther war seit 1972 Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR, seit 1990 des Verbands Deutscher Schriftsteller und seit 1991 des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Von 1997 bis 2002 war er Vorsitzender des Autorenkreises der Bundesrepublik. Auszeichnungen u.a.: 1991 Hörspielpreis Funkhaus Berlin, 1996 Hörfunkpreis Goldenes Kabel, 2008 Hohenschönhausen-Preis zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur.
"Stille. Nacht. Klirrende Fahnen" entstand frei nach J. Walthers Roman: "Risse im Eis" von 1989.