Hörspiel

Ulysses Kapitel 3: Proteus

Von James Joyce · 16.06.2012
Szene: Strand von Sandymount - Uhrzeit: 11.00 Uhr - Kunst: Philologie - Symbol: Gezeiten - Technik: Monolog (eines Mannes)
Es bleibt noch Zeit für Stephen Dedalus bis zur Verabredung mit Mulligan um 12.30 Uhr. Alleine am Strand überlässt sich Stephen dem Auf und Ab seines Gedankenstroms. Er erinnert sich erneut an seine Bohéme-Zeit in Paris und an den Zeitpunkt der Rückkehr nach Dublin wegen der Erkrankung seiner Mutter. Stephen irritieren plötzlich zwei Frauen am Strand, dann stellt er sich vor, wie ein Besuch bei seinem Onkel, Richie Goulding, ausfallen würde, der die Familie durch seinen Alkoholismus tyrannisiert. Er fühlt sich allein. Auch der irische Nationalist Kevin Egan, den er in Paris getroffen hatte, ist ihm kein Vorbild. Ein mit einem Tierkadaver spielender Hund veranlasst ihn über den Sinn des Lebens nachzudenken. Schließlich wird ihm der Anblick des Meeres, in deren Fluten man ertrinken könne, wenn man wolle, zu einer Epiphanie, die ihm einige Gedichtzeilen entlockt.

Das Kapitel ist hauptsächlich im inneren Monolog geschrieben. Gleich dem Meeresgott Proteus, der ein Meister der Gestalt-Verwandlung ist, wenn er unerwünschten Fragen entkommen möchte, mäandern Stephens Gedanken ohne Antwort auf seine Fragen.

Hiermit endet die dreiteilige Sohnesgeschichte, die in Homers "Odyssee" als Telemachie bezeichnet wird.


Aus dem Englischen von Hans Wollschläger
Hörspielbearbeitung, Musik und Regie: Klaus Buhlert
Mit Jens Harzer, Manfred Zapatka und Thomas Thieme
SWR/DLF 2012
Länge: 54'25

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