Hörspiel über einen zwiespältigen Stifter

Alfred C.

Eine über 400 Tiere zählenden Heidschnuckenherde bei Oldenhof (Kr. Celle)
Eine über 400 Tiere zählenden Heidschnuckenherde bei Oldenhof (Kr. Celle) © picture alliance / dpa / Wolfgang Weihs
Von Hermann Bohlen · 10.07.2019
Getreidehändler Alfred C. hat sein Leben lang alles gegeben, um dem Gemeinwesen zu dienen, hat Millionen gespendet und Bonbon-Papierchen in der Lüneburger Heide aufgespießt. Wieso ist seine Zunge festgenäht?
Alfred C. hat sein Leben lang alles gegeben, um dem Gemeinwesen zu dienen. Er hat hunderte Millionen Mark gespendet, eine Naturpark-Bewegung ins Leben gerufen und am Wochenende Bonbon-Papierchen in der Lüneburger Heide gesammelt. Sein Bild findet sich auf allen Veröffentlichungen der Stiftung, die er gegründet hat. Wieso hört oder liest man nirgendwo ein Zitat von ihm, wieso wurden offenbar alle seine Schriften getilgt? Hermann Bohlen ist der Sache nachgegangen und hat bislang unbekannte Seiten im Leben des Getreidehändlers rekonstruiert.
Die Ähnlichkeit von Alfred C. mit dem Hamburger Stifter und Kaufmann Alfred C. Toepfer ist kein Zufall.

Alfred C.
Aus dem Leben eines Getreidehändlers
Von Hermann Bohlen
Regie: Judith Lorentz und Hermann Bohlen
Mit: Harald Halgardt, Hans Kahlert, Bettina Kurth, Hermann Bohlen, Otto Sander, Matthias Matschke, Ingo Hülsmann, Gottfried von Einem, Hannes Stelzer, Edgar Bessen, Alberto Fortuzzi, Cathlen Gawlich, Paul Sonderegger und Clarisse Cossais
Ton: Jean Szymczak und Andreas Stoffels
Produktion: DKultur/HR 2012
Länge: 56’05

Hermann Bohlen, geboren 1963 in Celle, studierte Sinologie in Berlin, Hamburg und Shanghai. Lebt als Autor und Produzent von Hörspielen in Berlin. 1995 Stipendiat der Hörspielautoren-Werkstatt des Berliner LCB, aus der "Prozedur 7.7.0" hervorging (SFB 1996), ausgezeichnet mit dem Hörspielpreis der Akademie der Künste Berlin 1997. Zuletzt für Deutschlandfunk Kultur: "Schweine-Heinz" (2017). Für "Alfred C. – Aus dem Leben eines Getreidehändlers" (DKultur/HR 2012) erhielt er 2012 den Deutschen Hörspielpreis der ARD.
Hermann Bohlen
Hermann Bohlen© Deutschlandradio / Anke Beims

Deutscher Hörspielpreis der ARD 2012, aus der Begründung der Jury:
"Wir hören einem deutschen Männerleben zu – vom Wandervogel zum Herrenmenschen, vom Heideburschen zum Großmäzen. Mit den Mitteln der Persiflage, der Groteske und aus Versatzstücken von Alfred C. Töpfers unveröffentlichter Autobiographie erfindet Bohlen diesen autoritären Charakter neu, indem er ihn ganz zu sich selbst kommen lässt. Zugleich verspottet er auch das selbstgerechte Ritual der bundesdeutschen Enthüllungsindustrie. All dies ist originell und originär, ist so abgründig wie humoresk. Um den Schauspieler Harald Halgardt, den großartigen Sprecher der Hauptfigur, kreieren Bohlen und die Regisseurin Judith Lorentz zudem ein Stimmenspektrum, das bis in kleinste Nebenrollen hinein, etwa Otto Sander als Chauffeur Kurt, staunenswert ist. "Alfred C. – Aus dem Leben eines Getreidehändlers" ist ein herausragendes Hörspiel von heiterer Hintergründigkeit. Es schöpft die Möglichkeiten des Genres aus und erweitert sie mit der leichten Hand des Könners Hermann Bohlen."