Hörspiel über eine Widerstandsgruppe im Wald

Ausbreitungszone

Auf poetische Weise skizziert die Autorin Großstadtmenschen, die im Wald zu leben lernen. Zu sehen: Eine Frau mit dem Rücken zur Kamera steht in einem Wald.
Auf poetische Weise skizziert die Autorin Großstadtmenschen, die im Wald zu leben lernen. © unsplash / Jordan Sanchez
Von Mariette Navarro · 27.03.2022
Eine Gruppe von jungen Menschen zieht sich in diesem Hörspiel zurück in den Wald – weg von dieser Gesellschaft, mit der sie zunehmend nichts mehr anfangen können. Doch was sie in der Natur finden, ist nicht das, was sie zunächst gesucht haben.
"Ausbreitungszone" erzählt von Ausbrechern aus der "ordentlichen Stadt" mit ihren "Bioläden als Naturersatz", von Ausbrechern aus dem Lichtbad im Scheine des Computerbildschirms und aus den Verirrungen der täglichen Höflichkeitsfloskeln. Mariette Navarro skizziert auf poetische Weise die Entfremdung der Großstadtmenschen, die nun im Wald Vieles lernen: "Man wird mit dem allen wieder von vorne anfangen müssen. Dem Jagen, dem Sammeln", dem Bäumehochklettern, dem Hüttenbauen. Doch möchte der Wald sie überhaupt aufnehmen?
Navarros "Ausbreitungszone" spürt der Verwandlung der Menschen nach, die mehr und mehr in diesen Wald gesogen werden und die die Zivilisation hinter sich gelassen haben. Was zunächst an die Waldbesetzer des Hambacher Forsts erinnert, ist eine hymnische Utopie einer Gegengesellschaft, in der sich schließlich wie in Skakespeares "Sommernachtstraum" die Grenze zwischen Wald und Stadt aufzulösen beginnt.
"Es ist Zeit sein Zuhause zu verlassen. Es ist Zeit zu leben."

Ausbreitungszone
Von Mariette Navarro
Übersetzung aus dem Französischen: Leopold von Verschuer
Regie: Leopold von Verschuer
Mit: Meike Rötzer, Dorothee Metz, Sylvana Seddig, Bettina Kurth, Tony de Maeyer, Cornelius Schwalm, Matthias Rheinheimer
Komposition: Bo Wiget
Ton: Jean Szymczak
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2020
Länge: 57'06

Mariette Navarro, geb. 1980, ist Schriftstellerin und Dramaturgin. Sie studierte moderne Literatur und Theaterwissenschaft an der Universität von Lyon und der École Supérieure d’Art Dramatique des Théâtre National de Strasbourg. Literarische und dramaturgische Arbeit stehen für sie in einem engen Wechselverhältnis. Sie lebt und arbeitet in Paris. Werke u.a. "Le bal d’Emma" (2013), "Wir Wellen" (2014).