Hörspiel über eine Befreiung aus der Unmündigkeit

Sie. Du. Ich. Ellen.

Eine Frau steht vor einem Berg Essensresten und dreckigem Geschirr und schlägt die Hände vors Gesicht.
Irgendetwas muss doch das Leben für Ellen noch bereithalten!? © Jessie McCall / Unsplash
Von Katharina Schlender · 02.09.2020
Ellen. So um die 40. Zwei Kinder, ein Ehemann, ein Job als Küchenhilfe. Mehr wird wohl auch nicht mehr werden, denn sie kann nicht lesen und schreiben. Aber das kann es doch unmöglich schon gewesen sein?!
Eine Frau. Ellen. So um die 40. Zwei Kinder, fast schon aus dem Haus. Ihr Mann, froh, wenn er abends sein Bier hat. Als Küchenhilfe arbeitet sie. Mehr wird wohl auch nicht mehr werden. Wie auch, bei einer, die nicht lesen kann. Aber da muss noch etwas kommen! Das kann es doch unmöglich schon gewesen sein! Sie muss weg. Sie fährt los, nach Berlin. Kaum ein Gedanke, der sie mit der Familie verbindet. Sie verschwindet in den Straßen der Großstadt, verläuft sich, trifft auf Fouzi. Der arbeitet in einem Dönerladen, und sie versteht alles falsch. Oder richtig? Sie kennt sich nicht aus. Noch nicht. Sie bricht aus, aus dem Käfig ihrer Unmündigkeit. Da wartet etwas, eine neue Liebe, eine eigene Existenz, ein Alphabetisierungskurs.

Sie. Du. Ich. Ellen.
Von Katharina Schlender
nach dem Filmdrehbuch "Unbelehrbar" von Anke Hentschel und Katharina Schlender
Regie: Judith Lorentz
Mit: Jennipher Antoni, Anna Böttcher, Ulrike Krumbiegel, Sammy Ounis, Jan Andresen, Thomas Fränzel, David Hamade, Konstanze Clemens, Mira Partecke, Hürdem Riethmüller, Shorty Scheumann, Catharine Stoyan
Ton: Peter Avar
Produktion: RBB 2017
Länge: 54'14

Katharina Schlender, geboren 1977 in Neubrandenburg, Theaterautorin, lebt in Berlin. Ihre Stücke werden an zahlreichen deutschen Theatern aufgeführt. Sie ist Mitbegründerin der Berliner Theaterautoreninitiative "Battle Autoren". Für "Wermut" wurde sie 2003 mit dem Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes ausgezeichnet, für "Die Renatenente" 2002 mit dem Jugendtheaterpreis Baden-Württemberg. 2001 erhielt sie den Kleist-Förderpreis für junge Dramatik für "Trutz". Für den Hörfunk zuletzt das Kinderhörspiel: "Das Geschenk" (RBB 2014). 2018 die Theaterstücke "Ich war ein Mensch" und "ZIS oder Weihnachten ist schon vorbei".