Hörspiel: Queere Interpretation einer Märchenfigur

Die Schneekönigin*

Die Schneekugel als Klangraum.
Die Schneekugel als Klangraum. © systemrhizoma
Von Johann Mittmann · 08.12.2021
Kann die Schneekönigin von H.C. Andersen als Emanzipationsfigur gelesen werden? Und was bedeutet es, wenn eine Person sich mit einer Märchenfigur identifiziert? Ein Hörstück über Selbstreflexion, Konzepte des Werdens und tanzende Schneeflocken.
Du betrittst einen kleinen Souvenirladen. Dein Blick bleibt an den Schneekugeln hängen. Du nimmst eine Kugel und schüttelst sie neben deinem rechten Ohr und schaust hinein. Der Blick in die Schneekugel wird zu einem Hörereignis. Szenen aus dem Märchen von H. C. Andersen tauchen auf, aber auch Teile der Tanzperformance ‚Die Schneekönigin*‘. Die dynamischen Bewegungen der Schneeflocken formen das Kleid der Schneekönigin. Ihre ständig wandelnde Erscheinung wirbelt zwischen biografischen Erinnerungen des Tänzers René Reith und theoretischen Reflexionen durch die Schneelandschaft.
Im Nachdenken über Drag-Kultur und Selbstermächtigung kristallisiert sich eine queere Neuinterpretation der Schneekönigin heraus. Als Emanzipationsfigur stellt sie binäre Konzepte in Frage und entwirft Ideen von fluideren Körpern, Geschlechtern und Identitäten. Sie hält die Welt in ihrer Hand wie eine Schneekugel – und schüttelt. Ein Hörstück über die Fragen wer man ist, wer man wird und was Identifikationsprozesse für uns bedeuten.
Für ein optimales Hörerlebnis bitte Kopfhörer benutzen!

Die Schneekönigin*
Hörstück von Johann Mittmann
Nach einem Märchen von Hans-Christian Andersen und einer Theaterperformance von systemrhizoma
Mit: René Reith und Jurate Braginaite
Komposition, Ton, Regie: der Autor
Produktion: Experimentelles Radio Weimar 2021
Länge: 39‘29

Anschließend:
Der Abfall der Tage
Von Luka*s Friedland
Mit: Stelle Hilb
Regie, Komposition, Schnitt: Jonathan Heidorn
Produktion: Jonathan Heidorn 2020 im Rahmen des Writers Studio am Schauspiel Hannover
Länge: 8‘24“

Johann Mittmann, geboren 1991, studierte Philosophie-Künste-Medien an der Universität Hildesheim und Medienkunst/Mediengestaltung mit Schwerpunkt "experimentelles Radio" an der Bauhaus-Universität Weimar. Er arbeitet als Hörspieldramaturg für Deutschlandfunk Kultur und als Sounddesigner für Theater- und Audiowalkproduktionen von Theaterkollektiven der freien Szene.
Die Kollaboration mit der künstlerischen Arbeit von René Reith wurde unterstützt durch die Dorit & Alexander Otto Stiftung.