Hörspiel nach Roland Barthes

Pariser Abende

Nachkoloriertes Porträt des französischen Schriftstellers und Sprachwissenschaftlers Roland Barthes (1915-1980) in seiner Wohnung im Jahr 1970.
Roland Barthes in seiner Pariser Wohnung um 1970. © imago images / Leemage
Von Roland Barthes · 05.07.2020
Ruhelos zieht der französische Philosoph Roland Barthes durch Pariser Restaurants und Bars. Ein melancholisches Hörspiel nach seinem Tagebuch – auf der nächtlichen Suche nach Glück und Schönheit.
Roland Barthes ist es gewohnt zu beobachten. Er hat gesellschaftliche Phänomene wie die Mode, die Werbung und auch die vielfältigen Erscheinungsformen der Liebe untersucht. Er hat über Filme und Texte geschrieben. Doch in den "Soirées de Paris", innerhalb weniger Wochen im Spätsommer des Jahres 1979 aufgezeichnet, beobachtet der Schriftsteller, Philosoph und Literaturkritiker Roland Barthes vorwiegend sich selbst. In einer Notiz nannte Barthes diesen Text auch "Die vergeblichen Abende". In scheinbar nebensächlichen Notaten hält er "das tägliche Kleingeld seiner Zeit" fest und beschreibt das nächtliche Umherstreifen durch Pariser Nächte.
Die allabendliche Suche nach einem unverhofften Glück, einer unerwarteten Begegnung – und sei es auch nur ein rasches sexuelles Abenteuer – gerät in der Niederschrift zum schonungslosen Beleg einer unsagbaren Einsamkeit.

Pariser Abende
Nach dem gleichnamigen Tagebuch
Von Roland Barthes
Übersetzung aus dem Französischen: Hans-Horst Henschen
Regie: Ulrich Lampen
Mit: Udo Samel
Ton: Roland Grosch
Produktion: HR 2010
Länge: 58'14
Anschließend:
Ich sag jetzt gar nichts mehr. Günter Eich im Gespräch
Von Hermann Bohlen
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2008
Länge: 28'40

Roland Barthes (1915–1980), französischer Philosoph ("Mythen des Alltags", 1957), Literaturwissenschaftler ("Am Nullpunkt der Literatur", 1953) und Semiotiker ("Das Reich der Zeichen", 1970). Er gilt als ein Begründer des Poststrukturalismus und hatte ab 1976 einen Lehrstuhl für Semiologie am College de France inne. Prägend für ihn waren u.a. Brecht, Gide, Marx, de Saussure, Lacan sowie die Beschäftigung mit Musik – vor allem als Pianist und Komponist.