Hörspiel: Monumentales Gesellschaftsporträt

Bauernkriegspanorama

Werner Tübkes (1929-2004) monumentales Werk "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland".
Werner Tübkes (1929-2004) monumentales Werk "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland". © picture alliance / dpa / Martin Schutt
Von Kathrin Röggla · 15.09.2021
Die Autorin blickt auf das „Bauernkriegspanorama“, ein monumentales DDR-Gemälde von Werner Tübke, und entdeckt die Gegenwart. Rechtsruck, Hetze und Menschenhass – aus Momentaufnahmen gesellschaftlichen Unfriedens entsteht ein neues Panorama.
Von 1976 bis 1987 malte Werner Tübke im Auftrag des DDR-Kulturministeriums das 14 mal 123 Meter große Monumentalgemälde "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland", auch "Bauernkriegspanorama" genannt. Es thematisiert die Thüringer Aufstände um Thomas Müntzer 1525 und weist darüber hinaus. In Rögglas Text blicken drei Personen auf das Bild und sehen Gegenwärtiges. Sie versuchen, die Perspektiven, Gruppierungen und Protagonisten eines beunruhigenden Zeitgemäldes zu benennen. Ihr immer wieder zerfaserndes Gespräch sei ein "Wagnis, das die vielen widerstrebenden Entwicklungen als eine Gesamtheit abzubilden und die Umrisse eines utopischen Horizonts einzuzeichnen versucht". (Aus der Jurybegründung des Wortmeldungen-Literarturpreis 2020)

Bauernkriegspanorama
Von Kathrin Röggla
Regie: Leopold von Verschuer
Mit: Lise Lyon, Severin von Hoensbroech, Leopold von Verschuer
Trompete: Franz Hackl
Ton: Theresia Singer
Produktion: HR 2020
Länge: 49'10

Kathrin Röggla, geboren 1971, österreichische Autorin. Prosa, Theatertexte, Essays. Vizepräsidentin der Akademie der Künste in Berlin. Zu ihren Auszeichnungen gehören der Nestroy-Theaterpreis (2010). Hörspiele u.a.: "really ground zero – anweisungen zum 11. september" (BR 2002, Radio-Preis der RIAS Berlin-Kommission 2003), "die alarmbereiten" (BR 2009, Hörspiel des Monats August). Die Textvorlage "Bauernkriegspanorama" wurde mit dem Wortmeldungen-Literaturpreis 2020 ausgezeichnet.