Hörspiel Jane Austen: "Verstand und Gefühl"

Zwei ungleiche Schwestern suchen die Liebe

Das Cover des Hörspiels "Verstand und Gefühl": Illustration von Blumen vor hellblauem Hintergrund
Alexander Schuhmacher trifft mit seinem Hörspiel Jane Austens augenzwinkernden Ton, findet unser Rezensent. © Der Hörverlag / Deutschlandradio
Von Tobias Wenzel · 05.10.2020
Jane Austens entlarvender Blick auf die englische Gesellschaft wirkt bis heute erfrischend. Die Hörspielproduktion ihres Klassikers "Verstand und Gefühl" überzeugt mit einem brillanten Sprecherensemble, gekonnt eingesetzter Musik und liebevoller Inszenierung.
England, Ende des 18. Jahrhunderts: Mrs. Dashwood und ihre drei Töchter müssen ihr Zuhause verlassen, ihr Landgut. Denn Mr. Dashwood ist gestorben und das Erbe fällt John zu, seinem Sohn aus erster Ehe. Der hat zwar noch seinem sterbenden Vater versprochen, für seine drei Halbschwestern und seine Stiefmutter finanziell großzügig zu sorgen. Aber Johns geizige Ehefrau Fanny stimmt ihn um.
Alexander Schuhmacher hat Jane Austens "Verstand und Gefühl" als Hörspiel liebevoll inszeniert und Austens augenzwinkernden Blick auf die Menschen gut getroffen. Im Zentrum stehen der Neuanfang der vier Dashwood-Frauen in einem bescheidenen Cottage und die Suche der sehr verschiedenen Schwestern Elinor und Marianne nach dem passenden Mann fürs Leben.
Marianne lässt ihren Gefühlen freien Lauf; ihre ältere Schwester, die vernünftige Elinor, behält sie meist für sich, auch als sie am unsicher auftretenden Edward Ferrars Gefallen findet.

Rundum gelungene Hörspielproduktion

Johanna Gastdorf als Mrs. Dashwood und Birte Schnöink als ihre Tochter Elinor brillieren in diesem auch sonst sehr guten Sprecherensemble.
Um 1800 konnte eine englische Frau aus dem ländlichen Bürgertum nur durch Heirat ihre gesellschaftliche Stellung verbessern. Marianne macht sich deshalb Hoffnung auf den hübschen John Willoughby, den sie wie verrückt liebt. Aber der entpuppt sich als unseriöser Lebemann. Elinor spendet ihrer Schwester Trost, verrät aber lange nicht, dass auch sie Liebeskummer hat. Denn Edward ist verlobt mit einer anderen.
Letztlich wendet sich noch alles zum Guten. Klingt nach Kitsch, aber das Hörspiel "Verstand und Gefühl" lässt nie Langeweile aufkommen. Einerseits, weil es eine rundum gelungene Produktion ist, in der auch gekonnt Musik eingesetzt wird. Und andererseits, weil Jane Austens entlarvender Blick auf die englische Gesellschaft bis heute erfrischend wirkt.

Jane Austen: "Verstand und Gefühl"
Hörspiel mit Johanna Gastdorf, Birte Schnöink, Leonie Rainer, Patrick Güldenberg, Franziska Troegner u.a.
Aus dem Englischen von Ursula Grawe und Christian Grawe
Hörspielbearbeitung und Regie: Alexander Schuhmacher.
Der Hörverlag. 3 CDs. Laufzeit: 3 Stunden 53 Minuten. 20 Euro

*Redaktioneller Hinweis: Wir haben fehlende Angaben zum Hörbuch ergänzt.
Mehr zum Thema