Hörspiel: Die Tagebücher des Victor Klemperer (1935–1936)

Zeugnis ablegen (2/6)

Aufmarsch des Arbeitsdienstes auf dem Reichsparteitag in Nürnberg 1935
Aufmarsch des Arbeitsdienstes auf dem Reichsparteitag in Nürnberg 1935 © picture alliance / IMAGNO/Austrian Archives
Von Victor Klemperer · 11.09.2019
„Ich habe den Eindruck, dass eine Explosion bevorsteht. Ich rechne mit Pogromen, Ghetto, Geld und Hausentziehung. Mit allem. Vielmehr: Ich rechne mit nichts.“ Klemperer wird zwangspensioniert, seine Buchverträge annulliert.
Der zweite Teil der Funkbearbeitung umfasst Klemperers Erlebnisse in den Jahren 1935 bis 1936. Klemperer wird zwangspensioniert, seine Buchverträge annulliert, die finanzielle Situation verschlechtert sich gravierend. Freunde und Bekannte emigrieren, das Ehepaar Klemperer bleibt. Im September 1935 werden die Nürnberger Gesetze verabschiedet. "Ich habe den Eindruck, dass eine Explosion bevorsteht. Ich rechne mit Pogromen, Ghetto, Geld und Hausentziehung. Mit allem. Vielmehr: Ich rechne mit nichts."

Zeugnis ablegen (2/6)
Die Tagebücher des Victor Klemperer
Zweiter Teil: Die Jahre 1935 und 1936
Von Victor Klemperer
Bearbeitung: Klaus Schlesinger
Regie: Peter Groeger
Mit: Udo Samel
Ton: Peter Kainz
Produktion: DeutschlandRadio Berlin/ORB 1996
Länge: 54'43

Victor Klemperer (1881–1960), Sohn eines Rabbiners aus Landsberg/Warthe war namhafter Romanist. Seit 1920 war er Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er 1935 zwangsentlassen wurde. Von 1945 bis 1960 war er Hochschullehrer in Dresden, Greifswald, Halle und Berlin. Er verfasste zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der italienischen und französischen Literatur. Berühmt wurde er mit seiner Abhandlung von "LTI – Notizbuch eines Philologen" (1947), in der er die Degeneration der deutschen Sprache in der Nazizeit analysiert. Die Tagebücher Victor Klemperers umfassen insgesamt den Zeitraum von der Weimarer Republik bis 1960. Insbesondere die Jahre von 1933 bis zum Ende des Krieges 1945, in denen er als zwangsemeritierter Professor und verfolgter Jude den nationalsozialistischen Alltag beobachtet, zeigen ihn als wichtigen Zeitzeugen. Sie erschienen unter dem Titel "Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten" 1996 beim Aufbau-Verlag. Die Hörspielfassung von DLR Berlin/ORB mit dem Titel "Zeugnis ablegen" in der Bearbeitung von Klaus Schlesinger wurde im gleichen Jahr produziert und zum Hörbuch des Jahres gewählt.
Der Romanist und Philologe Victor Klemperer in einer zeitgenössischen Aufnahme. Er wurde am 9. Oktober 1881 in Landsberg (Warthe) geboren und ist am 11. Februar 1960 in Dresden gestorben.
Victor Klemperer© picture alliance / dpa / Fotoreport Aufbau Verlag
Klaus Schlesinger (1937–2001) war Schriftsteller und Journalist. Seit 1971 schrieb er Prosa, Hörspiele, Reportagen und Essays. 1980 Übersiedlung nach West-Berlin, ab 1992 wieder im Ostteil der Stadt. Hörspielfassung der Klemperer-Tagebücher 1933–45 "Zeugnis ablegen" (DLR/ORB 1996), 1918–32 "Leben sammeln" (DLR/ORB 1997) und über die DDR-Zeit der Klemperers "Zwischen allen Stühlen" (DLR/SFB-ORB 1999).
Klaus Schlesinger hat ein Leben im Osten und eins im Westen geführt - zwei Biografien, die der Schriftsteller nicht vereinen kann.
Klaus Schlesinger © picture alliance / dpa / Markus Wächter
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