Hörspiel: Die Tagebücher des Victor Klemperer (1918 und 1919)

Leben sammeln (1/3)

Der Romanist und Philologe Victor Klemperer in einer zeitgenössischen Aufnahme
Der Romanist und Philologe Victor Klemperer in einer zeitgenössischen Aufnahme © picture alliance / dpa / Fotoreport Aufbau Verlag
Bearbeitung: Klaus Schlesinger  · 05.12.2018
Die Jahre 1918 und 1919. Klemperer hat weder Arbeit noch Wohnung. Als Privatdozent geht er nach München, wo er auf Dichter, Revolutionäre und Schieber trifft.
Als die Tagebücher Victor Klemperers in den späten 1990er-Jahren erschienen, war das eine verlegerische Sensation. Der 1881 geborene jüdische Romanist und Publizist führte insgesamt 60 Jahre lang genauestens Tagebuch. In vielen Haushalten finden sich bis heute die drei dicken Bände "Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten: Tagebücher 1933-1945" über die NS-Zeit. Klemperer wurde zum Bestseller.
Das neu gegründete Deutschlandradio Berlin brachte 1996 diese Tagebücher als Hörspiel und Hörbuch-Edition mit Udo Samel unter dem Titel "Zeugnis ablegen" heraus. Klaus Schlesinger hatte die Auswahl getroffen und der Regisseur Peter Groeger reicherte mit zeitgenössischen Originaltönen und Musik Klemperers Beobachtungen an. Die Edition wurde mit dem "Preis der deutschen Schallplattenkritik" ausgezeichnet, die Hörspielreihe zum "Hörspiel des Jahres" gewählt.

Victor Klemperer hat nichts Sensationelles gemacht. Aber er hat ein exemplarisches Leben gelebt. Das ist auch der Reiz seiner frühen Tagebücher aus den Jahren 1918 bis 1932, die ebenfalls vom Deutschlandradio Berlin unter dem Titel "Leben sammeln" in drei Teilen produziert wurden und die wir nun wiederholen.
Die Jahre 1918 und 1919. Der aus dem Militärdienst entlassene Victor Klemperer hat wie viele andere Deutsche weder Arbeit noch Wohnung. Er geht als Privatdozent nach München und trifft dort Dichter, Revolutionäre und Schieber. Auf Wahlversammlungen hört er Kurt Eisner. Spätestens mit der zweiten Räterepublik im April 1919 ist die Zeit von Bohème und Politik vorbei.

Leben sammeln (1/3)
Die Tagebücher des Victor Klemperer (1918–1919)
Funkbearbeitung: Klaus Schlesinger
Regie: Peter Groeger
Mit: Udo Samel
Ton: Holger König und Monika Steffens
Produktion: DeutschlandRadio Berlin/ORB 1997
Länge: 52'59
Eine Wiederholung vom 03.12.1997

Victor Klemperer (1881–1960), Sohn eines Rabbiners aus Landsberg/Warthe war namhafter Romanist. Seit 1920 war er Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er 1935 zwangsentlassen wurde. Von 1945 bis 1960 war er Hochschullehrer in Dresden, Greifswald, Halle und Berlin. Er verfasste zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der italienischen und französischen Literatur. Berühmt wurde er mit seiner Abhandlung "LTI – Notizbuch eines Philologen", in der er die Degeneration der deutschen Sprache in der Nazizeit analysiert.
Die Tagebücher Victor Klemperers umfassen den Zeitraum von der Weimarer Republik bis 1960. Insbesondere die Jahre von 1933 bis zum Ende des Krieges 1945, in denen er als zwangsemeritierter Professor und verfolgter Jude den nationalsozialistischen Alltag beobachtet, zeigen ihn als wichtigen Zeitzeugen.
Klaus Schlesinger, (1937–2001) war Schriftsteller und Journalist. Seit 1971 Prosa, Hörspiele, Reportagen und Essays. 1980 Übersiedlung nach West-Berlin, ab 1992 wieder im Ostteil der Stadt. 1996 Hörspielfassung der Klemperer-Tagebücher 1933–45 "Zeugnis ablegen".
Klaus Schlesinger
Klaus Schlesinger © picture alliance / dpa / Markus Wächter







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