Hörspiel

Die Befreiung des Prometheus

Heiner Müller lacht
Heiner Müller als Regisseur während einer Produktion © imago images / Gueffroy
Hörstück in 9 Bildern nach einem Text von Heiner Müller · 09.06.2020
„Dem Hörstück liegt ein Prosatext zugrunde, den Heiner Müller wie einen erratischen Block in sein Theaterstück "Zement" gesetzt hat, und an dem das Theater sich die Zähne ausbeißt, weil es ihm mit seinen eigenen Mitteln nicht gerecht werden kann. ..."
"Ob ich es schaffe, weiß ich nicht. Ich versuche aber, mit selbständigen musikalischen Mitteln, die in der Ausdruckshierarchie nicht unter, sondern neben dem Text rangieren (mit Songformen, Collagen, der Filmtechnik nahen Schnitten und Rückblenden), mindestens zweierlei hörbar zu machen:
Die große Faszination, die die unvorstellbaren Dimensionen von Arbeit und Zeit, Kot und Gestank auf mich ausüben; und die (nach André Gide und Franz Kafka) neuen politischen Perspektiven der Arbeit am Mythos, mit denen Müller den Doppelcharakter des Prometheus humorvoll ausstattet. Einmal ist er als Feuerräuber Helfer der Menschen, zum anderen ist er Gast am Tisch der Götter - und der Vorteile dieses Privilegs ist er sich durchaus bewusst.
Das macht es mir möglich, weitere Texte von Heiner Müller (zum Beispiel aus dem Stück ,Der Auftrag') analog zu assoziieren und Prometheus 10.000 Jahre runter- bzw. rauffallen zu lassen, als ein weder ganz "nach unten" noch ganz "nach oben" gehörender Angestellter im Fahrstuhl auf dem Weg zum Chef.
Arrangement mit der Unterdrückung, Heimweh nach dem Fahrstuhl, die Sehnsucht nach dem geliebten Adler im Felsenbett all das ist stärker als das Abenteuer unter veränderten Lebensbedingungen." (Heiner Goebbels)

Die Befreiung des Prometheus
Hörstück in 9 Bildern nach einem Text von Heiner Müller
Komposition und Regie Heiner Goebbels (1952-)
Mit Angela Schanelec, Otto Sander, Jakob Goebbels, Heiner Müller
Produktion: HR/SWF 1985