Hörspiel des Monats

Manifest 50 / Du darfst mich töten wenn du mich liebst

Hörspiel des Monats "Du darfst mich töten, wenn Du mich liebst" Jörg Pohl (li.) spricht den Ivan und Gideon Maoz spricht den Tomas.
Jörg Pohl (li.) spricht den Ivan und Gideon Maoz spricht den Tomas. © HR/Ben Knabe
Hörspiel von Michaela Falkner · 04.02.2017
Michaela Falkner erzählt in "Du darfst mich töten, wenn du mich liebst" die Geschichte von der Sehnsucht des Menschen nach dem Menschen. Auf den Feldern vor der Stadt liegen viele Tote. Aus Sehnsucht danach, jemanden zu umarmen, in jemandes Augen blicken zu können, beginnt Ivan, aus den Teilen der Toten Körper zu formen.
Die Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste:
Der Jury fiel die Entscheidung zwischen Virginia Woolf’s dreiteiliger Hörspieladaption "Der Leuchtturm" und "Manifest 50" äußerst schwer. Erst nach längerer Diskussion konnte die Neuartigkeit des Textes in Manifest 50 sich gegenüber Woolf’s brillanter und der ebenso faszinierender Umsetzung des Bayerischen Rundfunks überzeugen. Das Hörspiel "Manifest 50. Du darfst mich töten, wenn du mich liebst" von Falkner zeigt eine Liebesgeschichte der dystopischen Art - eine Liebe mit einem Menschen, der nicht lachen kann, also kein Mensch ist. Im Verlauf wird das vermeintliche Opfer mehr und mehr zum Täter.
Ängste und tief verdrängte Seelenbilder im Unbewussten der Hörer
Beschrieben werden Situationen zwischen Einsamkeit, Depression, Sexualität und einvernehmlicher Gewalt, Mord und Nekrophilie, die Bilder der Unmöglichkeiten entwerfen und damit doch auf Sehnsüchte, Ängste und tief verdrängte Seelenbilder im Unbewussten der Hörer stößt. Ein zeitgemäßer Surrealismus der anlässlich der kriegerischen aber auch kriminellen Realität unserer Welt realistischer ist, als es anfangs den Anschein
hat. Auch die eingesetzten musikalischen Mittel verstärken die Wirkung der intensiven Bilder und Handlungen. Eine eindrückliche, wenn auch einfach gestaltete Klang- und Geräuschebene kleidet die Bedeutung der Worte fein und zugleich lustvoll aus.
Eine zentrale Rolle spielt dabei ein ungewöhnlich anziehender Song, fast eine Wehklage, in der der Protagonist mal allein, mal zusammen mit dem nach langer Suche gefundenen Mitmenschen, dann wieder allein, fast naiv eine Sehnsucht nach Glück und Menschlichkeit artikuliert.

Obwohl Geschlechtlichkeit eine Rolle spielt, wirken die männlichen Stimmen der Schauspieler bis auf wenige Passagen neutral. Schließlich entzieht sich auch der/die AutorIn FALKNER durch den vorenthaltenen Vornamen der geschlechtlichen Zuordnung, bezeichnet ihre/seine Werke sämtlich als Manifest.
Komponist: Manfred Engelmayr
Regie: Michaela Falkner
Mit Jörg Pohl, Gideon Maoz, Claude De Demo, Barbara Stollhans, Torben Kessler, Thomas Huber

Produktion hr 2016
Länge: 42'12

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