Hörspiel des Monats

Jan Georg Schütte und Wolfgang Seesko: Paartherapeut Klaus Kranitz

Produktionsfoto mit Elisabeth Schwarz und Wolf-Dietrich Sprenger
Elisabeth Schwarz und Wolf-Dietrich Sprenger als Ehepaar Just © RB/Andreas Weiss
von Jan Georg Schütte und Wolfgang Seesko  · 01.12.2018
Nach 45 Jahren Ehe sind Helga und Walter Just von ihrer Tochter zur Paarberatung geschickt worden. Verstehen können sie das überhaupt nicht, aber ihre Tochter übernimmt die Kosten, also was soll‘s. Angeblich sei bei einer Auseinandersetzung Geschirr geflogen und überhaupt scheinen sich die beiden nicht mehr sonderlich gut zu tun.
Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats:
"Radio Bremen ist eine Serie gelungen, die sich wohltuend von aufwendigen und überbordenden Literaturadaptionen absetzt, die auf den Hörbuchmarkt getrimmt sind. In ,Der Paartherapeut' werden mit Lust am Spiel und Freude an ironischer Brechung auf höchst unterhaltsame Weise die Tiefen und Tücken der heute vorfindbaren Form von Liebessemantik erkundet, die sich laut Niklas Luhmann "schwerer als jede frühere unter eine Leitformel bringen" lässt. Jan Georg Schütte und Wolfgang Seesko haben dafür ein bestechend einfaches originäres Konzept sympathisch unprätentiös umgesetzt: Ein Paartherapeut sitzt zwei Menschen gegenüber, deren Probleme es in drei Sitzungen zu lösen gilt. Bei Trennung Geld zurück! Die ideenreichen Anfänge machen sofort Lust aufs Weiterhören: In Teil 1 dieser zweiten Staffel fährt das ältere Ehepaar Just im Taxi zu Paartherapeut Klaus Kranitz, weil die Tochter es so bestimmt hat. Eigentlich wissen sie nicht so recht, was sie dort sollen, doch als er ruppig über Bremen meckert und sie es doch „ganz schön hier“ findet, erahnt man das große Konfliktpotenzial. In Teil 2 laufen die unverheirateten jungen Leute Rudolf und Fique zu Fuß zur Praxis Kranitz. Sie sind eigentlich ein perfektes Paar, aber genau das ist ihr Problem! Sie wollen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und für das üben, was eintreten könnte. In Teil 3 fährt das smartphonesüchtige und der direkten Kommunikation entfremdete Ehepaar Hüttenschmitt im eigenen Auto zu einer Adresse, von der sie annimmt, dass es sich um ein Restaurant handelt. „Überraschung“, sagt ihr Mann als sie vor der Praxis Kranitz halten. „Hunger“, sagt sie, was das Denken unterminiert. So, wie ständiges Spielen mit dem Handy. Der Zauber dieser Serie aber besteht in ihrer großen Nähe zur Tradition des Livehörspiels und einem damit verbundenen Ansatz, der die Darsteller*innen als Persönlichkeiten zum Strahlen bringt. Der Dialog und die Szenerie entstehen in freier Improvisation, mit beklemmenden Stockungen und spontanen Ausbrüchen, die sich als teils entzückend, teils quälend miterleben lassen. Das stellt manch sorgfältig vom Blatt gestaltete Lesekunst in den Schatten, gerade weil es stets sehr komisch ist, in vielen wunderbaren und oft auch irrwitzigen Wendungen in jeder Sitzung doch auch um sehr ernsthafte und gegenwärtige Probleme und Konflikte geht."
Paartherapeut Klaus Kranitz - Bei Trennung Geld zurück (Teil1)
Von Jan Georg Schütte und Wolfgang Seesko
Regie: die Autoren
Komposition: Glantz.Cortez, Sebastian Albert
Mit Elisabeth Schwarz, Wolf-Dietrich Sprenger, Bjarne Mädel, Jan Georg Schütte

Produktion: RB/SR 2018
Länge: 53'50
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das HÖRSPIEL DES MONATS trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das HÖRSPIEL DES JAHRES.