Hörspiel

Bevor alles weg ist

Blick auf den Schreibtisch der 2002 verstorbenen Autorin Astrid Lindgren in Stockholm
Der letzte Gang durch das Haus der Kindheit lässt Vertrautes plötzlich fremd werden. © picture alliance / dpa / Magdalena Lindholm
Hörspiel von Martin Becker · 20.03.2018
Ein Mann macht Inventur. Im Haus seiner Kindheit. Er schreibt alles auf, was er sieht. Ganze Leben, vergessen als Krankenhausbericht im Regal. Er erzählt, was er gefunden hat. Und hat nur noch 55 Minuten Zeit.
Dann kommen das Räumkommando und die Bulldozer. Sieht man sich das Haus der Kindheit unter dem Vergrößerungsglas an, wird alles plötzlich fremd. Man geht durch die eigene Kindheit und findet lauter Unbekanntes. Das wirft Fragen auf: Was ist das für ein Psalm, der zerfleddert an der Wand hängt, und wer hat diesen Wikinger aus Filz gekauft? Natürlich gibt es Leute, die Auskunft geben können über die Fundstücke. Was meint ein Pfarrer zu dem komischen Bibelvers an der Wand? Und was wäre das gesamte Hausinventar nach Meinung eines Trödlers überhaupt noch wert? Ein Mosaik: Erinnerungen an die Exponate der Kindheit fügen sich mit sprachlichen Fundstücken der Gegenwart zusammen. Letztlich kreist alles um den einen Moment der Rührung: mein Haus. Meine Familie. Meine Landschaft. Und Furcht ist der Antrieb zum Erzählen: davor, dass bald alles weg ist.
Regie: Thomas Wolfertz
Komposition: Haarmann
Mit Arndt Schwering-Sohnrey, Horst Sachtleben, Angelica Domröse, Jürgen Schornagel, Michael Wittenborn, Hanna Seiffert, Mark Oliver Bögel, Markus Scheumann, Paul Faßnacht

Produktion: WDR 2008
Länge:ca. 49'23