Höhenflüge auf flachem Land

Von Lotta Wieden · 11.06.2011
Ausgerechnet im westfälischen Gronau, einer beschaulichen Provinzstadt mit gerade mal 47.000 Einwohnern, steht Deutschlands einziges Rock'n'Pop-Museum: ein acht Millionen Euro teurer Palast der Popkultur. Gronau gleich Größenwahn?
Könnte man meinen, aber dann trifft man Otto Lohle, den Mann, der in Gronau seit 23 Jahren ein Jazzfest organisiert zu dem jedes Jahr Stars aus der ganzen Welt anrücken. Warum, wieso? Was ist das Geheimnis von Gronau? Vielleicht liegt es ja an den Menschen, die hier wohnen und wohnten: Bereits vor hundert Jahren war die aufstrebende Textilstadt Gronau, direkt an der niederländischen Grenze gelegen, ein Magnet für Musiker von Berlin bis Amsterdam. Ein Tradition, die nie ganz abgerissen ist. Noch heute proben hier an jedem beliebigen Tag der Woche mindestens zwei Chöre, Orchester oder Bands. Und nach wie vor lässt sich ein guter Teil der Gronauer nicht anders beschreiben als vollkommen besessen von Musik.

Da ist der 36-jährige André Sander, Dirigent eines außergewöhnlichen Posaunenchores, der sich zu Hause einen riesigen Violinenschlüssel in den Fußboden hat fliesen lassen. Da ist die begnadete Gospelsängerin Kirsten Fuchs, die in diesem Jahr zum neunten Mal nach New Orleans fliegt, um zu den Ursprüngen von Jazz und Rock 'n' Roll zurückzukehren. Da sind die Organisatoren des Jazzfestes, die selbst beim Rasenmähen Kopfhörer tragen. Und da ist natürlich Panikrocker Udo Lindenberg, der in Gronau geboren wurde und hier seine ersten Erfolge feierte - der Platz vor dem Rock'n' Pop-Museum trägt seinen Namen.

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