Historische Aufnahmen mit dem Amadeus Quartett

08.01.2014
Bei dem Begriff Legende ist Vorsicht geboten, er ist angebracht, subsumiert man die Lebensleistung des Amadeus Quartetts. Fast 40 Jahre lang haben die Musiker in der Gründungsbesetzung gespielt, erst der Tod des Bratschers Peter Schidlof hat das Ende der Formation bedeutet.
Eine Legende auch das Zusammenfinden der vier Streicher: Brainin, Nissel und Schidlof waren Geigenschüler in und bei Wien – alle drei hatten einen jüdischen Hintergrund und verließen Österreich nach dem "Anschluss" 1938 Richtung England – noch ohne einander zu kennen.Im Mai 1940 trat England in den Krieg ein – Churchill ließ für feindliche Fremde, für "enemy aliens", Internierungslager errichten. So wurden die drei jungen Musiker auf die Isle of Man gebracht. Bald wurde die Sinnlosigkeit des Unternehmens offenbar und die Lager aufgelöst. Brainin hatte Peter Schidlof im Lager kennengelernt, danach traf er auf Siegmund Nissel. Die drei hatten sich gefunden und gingen nach Nordengland, um bei Max Rostal Unterricht zu nehmen. Sie wollten unbedingt miteinander musizieren und ein Quartett gründen, ein Cellist wurde mit Martin Lovett gefunden, ebenfalls Sohn einer Immigrantenfamilie. Peter Schidlof wechselte zur Bratsche – die Besetzung war perfekt.Das erste Konzert im Juli 1947 ermöglichte dem Quartett Imogen Holst, die Tochter des Komponisten. Noch unter dem Namen Brainin String Quartett spielte es in der Dartington Hall in Devon. Jetzt waren sich die Musiker sicher und hatten ihre Berufung gefunden – das offizielle Gründungskonzert wurde für den 10. Januar 1948 in der Londoner Wigmore Hall angekündigt. Ein Riesenerfolg vor ausverkauftem Haus – diesmal schon als "The Amadeus String Quartet". Die Musiker bereisten England, nahmen für die BBC auf und erarbeiteten sich ein umfangreiches Repertoire. Die erste Amerikatournee startete 1953 – "The Wolf Gang" – liebevoller Titel enger Freunde – gab fortan etwa 100 Konzerte pro Jahr. 1950 kam das Quartett erstmalig nach Deutschland, viele deutsche Radiostationen übertrugen und nahmen auf, die "Wolf Gang" machte auch Station beim RIAS, dem West-Berliner Rundfunksender der amerikanischen Besatzungsmacht. Die erste Produktion in der Siemensvilla in Lankwitz war Initialzündung für eine stete, lange Zusammenarbeit. Am 8. Juni 1950 lag neue Musik auf, das 2. Streichquartett von Michael Tippett. In der letzten, der 23. Session am 18. Juni 1969, spielte das Quartett Haydn und Mendelssohn – die Bindung an das Haus währte 19 Jahre und hat Geschichte geschrieben.
Historische Aufnahmen
mit dem Amadeus Quartett
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert und Ludwig van Beethoven