Materialforschung

Ultrahochleistungsbeton kann sogar Stones spielen

Ein Kind steht vor einem Hochhaus.
Beton ist extrem belastungsfähig. Eine neue Generation des Materials soll noch leistungsfähiger sein. © Imago / JOKER
Von Susanne Nessler · 25.02.2016
Fundamente, Fassaden, Tunnel, Brücken - sie alle sind heute aus Beton. Ein extrem druckfestes Material. Das Bundesamt für Materialforschung und Prüfung testet nun eine neue Betonart. Leichter und fester soll das Material sein. Und sogar schöner.
"Wir sagen dazu Ultrahochleistungsbeton, und dieser Ultrahochleistungsbeton ist nicht mit herkömmlichem Beton vergleichbar."
Um gleich zu zeigen, was dieser neue Ultrahochleistungsbeton alles kann, öffnet Patrick Fontana vom Bundesamt für Materialforschung eine Holzschatulle. Vorsichtig nimmt der Baustoff-Ingenieur eine tellergroße, runde Betonscheibe heraus. Der Wissenschaftler legt die runde Betonplatte auf einen Plattenspieler.
"Was wir möchten mit Beton ist, wir möchten dem zusätzliche Funktionen geben. Und das machen wir am besten über die Oberfläche."
(Musik der Stones auf der Betonschallplatte.)
"Das ist ein Gimmik, um zu demonstrieren, mit welcher hohen Qualität wir Mikrostrukturen abformen können."
Denn natürlich geht es in der Forschung nicht um die Herstellung von Schallplatten, aber die Stones auf dem Ultrahochleistungsbeton machen schnell klar, was das neue Material kann.

Wasser perlt von Hochleistungsbeton ab

Es geht um perfekte, sehr feine Oberflächen, erklärt Patrick Fontana. Mehrere Spiegel glatte Betonkacheln liegen vor ihm auf dem Tisch. Nicht eine einzige Unebenheit oder Rauheit ist spürbar, wenn man mit den Fingern darüber streicht - wie geschliffener Marmor!
"Die Oberfläche ist auch nicht behandelt, nicht lackiert, nicht poliert. Ist einfach so aus der Schalung herausgenommen."
Wasser perlt zum Beispiel einfach von der Oberfläche einer Ultrahochleistungs-Betonplatte ab. Eine hervorragende Eigenschaft, die sich besonders für Fassaden eignet, erklärt der Forscher und tropft mit einer Pipette ein paar Wasserspritze auf den Beton.
"Das kann man jetzt leider nicht hören."
"Das ist der Lotuseffekt, den Sie da gerade simuliert haben."
"Ja, der Lotuseffekt. In dem der Regentropfen leicht abperlt und dann Schmutzpartikel mit von der Oberfläche entfernt."
Der Trick ist die Zusammensetzung. Der Beton ist sehr fein und kann deshalb Strukturen im Mikrobereich abbilden. Außer Zement, feinen Gesteinsmehlen und Wasser sorgen noch einige Zusatzmittel dafür, dass der Ultrahochleitungsbeton so exakt in Form gegossen werden kann, dass Wasser abperlt. Und: Er ist auch dreimal so stabil wie herkömmlicher Beton.

Nur teuer ist der Beton zurzeit noch

Eine Art Super-Beton möchte man fast sagen. Was für das Bauen heißt, man kommt mit sehr viel weniger Material aus. Nur teuer ist der Hochleistungsbeton zurzeit noch.
"Aber insgesamt würde sich das rechnen. Auf der Baustelle, das Handling würde sehr viel einfacher, wenn das Gewicht nicht so groß ist. Wir sehen mehrere Vorteile, dass wir nachhaltiger bauen können, weil wir weniger Masse verbrauchen."
Angesichts eines Zementverbrauchs von über 27 Millionen Tonnen pro Jahr in Deutschland, eine sinnvolle Maßnahme. Der Ultrahochleistungsbeton spart durch weniger Material gleichzeitig auch C02 Emissionen.
In Marseille steht bereits ein Museum - das Museum der Zivilisationen Europas - es wurde mit Ultrahochleistungsbeton gebaut. Österreich hat eine der ersten Straßenbrücken daraus und in Kassel steht die Gärtnerplatzbrücke aus Ultrahochleistungsbeton.
Die Rolling Stones in Beton zu gießen, soll allerdings ein Unikat bleiben.
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