Hippie-Archäologie

Historiker graben das Woodstock-Gelände um

Woodstock Festival 1969
Woodstock 1969: Fast eine halbe Million Amerikaner strömte zum spektakulärsten Festival der Rockgeschichte. © imago/United Archives
Von Kai Clement  · 28.06.2018
Hunderttausende Musikfans versammelten sich im August 1969 in der Nähe der US-Kleinstadt Bethel. Als Woodstock-Festival ging die Veranstaltung in die Geschichte ein. Nun graben Historiker das Gelände um und suchen nach Überresten.
August 1969. Auf einem Milchbauernhof in den Catskill Mountains kommt es zu einem musikalischen und kulturellen Erdbeben - genannt Woodstock.
Der Verwerfungen von damals haben sich jetzt Archäologen angenommen, Experten von der Binghamton University, einer kleinen 17.000 Studenten-Uni. Fünf Tage lang haben sie gegraben und gesiebt, vermessen und notiert auf diesem Gelände, das sich damals im Dauerregen in eine Schlammwüste verwandelt hat, in ein Hippie-Fest Hunderttausender. Die von den Forschern ausgegrabenen Gegenstände wirken allerdings auf den ersten Blick, nun ja - bescheiden ist wohl noch eine freundliche Beschreibung.

Bescheidene Ausbeute

"Wir haben hier den Teil einer Aufreißlasche für eine Aluminiumdose aus dieser Zeit. Das ist großartig, denn wir können dieses Artefakt datieren. Das gab es dann so nicht mehr. Für uns ist das sozusagen diagnostisch. Das sagt uns, dass wir an der Oberfläche dieser Epoche graben."
Was Projektleiter Josh Anderson so erfreut beschreibt, hilft bei der Datierung, ist aber auch nicht das eigentliche Ziel der Grabungen gewesen.
Wade Lawrence leitet das Museum von Bethel Woods, das sich dem Festival und der 60er-Jahre verschrieben hat. Bis zum 50. Woodstock-Jubiläum im kommenden Jahr möchte er das das ehemalige Festivalgelände genau vermessen lassen und Besuchern so eine Zeitreise ermöglichen:
"Die Archäologen dokumentieren, was noch vom Festival übrig ist. Sie wollen genau lokalisieren, wo die Bühne und die Lautsprechertürme standen."

Wo Jimi Hendrix Gitarre spielte

Zuvor hatten die Archäologen bereits ermittelt, wo exakt Verkäufer mit ihren Ständen waren. Nun ist die musikgeschichtliche Fahndung in die nächste Runde gegangen. Bildmaterial von damals reicht den Experten wie Projektleiter Josh Anderson dafür nicht. Sie haben jetzt etwa Überreste eines Zaunes gefunden, der die Besuchermassen von der Bühne trennte.
"Wir können das hier als Referenz nutzen, um die Bühne besser festzulegen. Die Besucher können hier dann stehen, zum Hügel hochblicken. Und sagen: Oh, hier war es, hier hat Jimi Hendrix gestanden, hat am Montag um halb neun morgens Gitarre gespielt."
Charles Maloney ist heute 67 Jahre alt, er war damals also gerade mal 18, als er Jimi Hendrix, Janis Joplin und Santana erlebte. Komplett Festival-unerfahren.
"Wir waren solche Neulinge. Wir hatten nicht einmal eine Decke dabei."
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