Hip-Hop-Szene unter Generalverdacht

In den USA kann schon ein Song ins Gefängnis führen

29:09 Minuten
Der Rapper Tupac Shakur 1993 bei einem Termin am Kriminalgericht im New Yorker Stadtteil Manhatten. Tupac guckt in die Kamere und streckt ihr seinen Mittelfinger entgegen. Ein Polizist versucht ihm Handschellen anzulegen.
Auch der Rapper Tupac Shakur hatte wiederholt Probleme mit der Polizei. © Getty Images / New York Post Archives / Michael Norcia
Lilly Amankwah im Gespräch mit Max Oppel  · 10.12.2020
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Der US-Podcast "Louder than a Riot" widmet sich den Zusammenhängen von Strafsystem und Hip-Hop in den USA. Unschuldige Rapper landen oft im Gefängnis, weil ihnen vor Gericht beispielsweise ihre Songtexte zur Last gelegt werden.
Hip-Hop und Gefängnisstrafen – das ist in den USA kaum voneinander zu trennen. Den Zusammenhängen zwischen einem Strafsystem und der Diskriminierung von Randgruppen, und damit auch der Rapszene, widmet sich der Podcast "Louder than a Riot", der im US-Sender NPR zu hören ist.
Die Geschichten würden nicht einfach nacherzählt, sondern genaue Analysen vorgenommen, sagt die Journalistin Lilly Amankwah. Die beiden Moderatoren des Podcasts schafften es sehr gut, Jura und Hip-Hop zu verbinden. Auf diese Weise werde aufgezeigt, welche Folgen es habe, wenn bestimmte Gruppen ausgrenzt und kriminalisiert würden. "Das gilt auch für Rapkünstler und Menschen, die mit Rap assoziiert werden", sagt Amankwah.
In den USA landeten deshalb sehr viele Menschen unschuldig im Gefängnis oder würden Opfer sozialer Benachteiligung. "Man geht natürlich immer davon aus, dass das Rechtssystem irgendwie funktioniert, aber in diesem Podcast wird anhand der Hip-Hop-Kultur gezeigt, dass das nicht zwangsläufig stimmen muss."

Songtexte als Beweismittel

Ein Beispiel dafür sei, dass Raptexte immer wieder in Gerichtsverfahren als Geständnisse genutzt würden, sagt Amankwah. Gereimte Texte würden immer wieder gegen Rapper verwendet, oft gegen unbedeutende kleine Rapper, die das nur als Hobby ausübten. Selbst wenn die Beweise fehlten, werde einfach behauptet, es gehöre zu dem Charakter einer Person dazu, Drogen zu verkaufen oder Menschen umzubringen.
Dabei werde immer wieder auf die Songtexte verwiesen. Manchmal werde sogar behauptet, bestimmte Taten seien bereits in einem Rapsong geplant worden. "Bestimmte Texte sind einfach Metaphern und vieles ist eben auch Story-Telling", sagt Amankwah. Diese Form der Kriminalisierung richte sich vor allem gegen die Hip-Hop Kultur, dabei gebe es auch Country- Folk- und Reggaesongs, in denen es beispielsweise darum gehe "den Sheriff zu töten".
(gem)

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