Hinter den Kulissen der WM

Kroatiens Fußball und die Faschismus-Verherrlichung

Der kroatische Fußballnationalspieler Dejan Lovren jubelt nach einem erfolgreichen WM-Spiel
Nationalspieler Lovren beim Jubeln: Auch in Kroatien umstrittener Kabinengesang © imago sportfotodienst/Valery Sharifulin/TASS
Moderation: Christine Watty · 13.07.2018
In Kroatiens Nationalteam steht eine Band hoch im Kurs: "Thompson". Genauer hinhören, rät hier der Publizist Danijel Majic. Denn auch wenn die Texte der Band nicht auf den ersten Blick rechtsnational oder faschistisch seien, so lassen sich die historischen Bezüge schnell herstellen.
Die kroatische Nationalmannschaft hat das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft erreicht. Das erste Mal in ihrer Geschichte. Für Aufsehen aber sorgte das Team nicht nur mit seinem hohen Spielniveau. Bekannt wurde auch, dass im Umfeld der Mannschaft ultranationalistisches Gedankengut gepflegt wird. So hatten einige Fans unter ihre Nationalflaggen auch Symbole der faschistischen Ustascha gezeigt. Und die Spieler fielen auf, weil sie nach dem 3:0-Sieg gegen Argentinien und ihren Einzug ins WM-Achtelfinale lauthals in der Kabine ein Lied der Rechtsrock-Band "Thompson" sangen.

Das Rechtsnationale? - Nicht beim ersten Hören identifizierbar

Nach Einschätzung des Publizisten Danijel Majic mögen für Hörer, die die Geschichte Kroatiens und die Rolle der kroatischen Ustascha-Faschisten im Zweiten Weltkrieg auf dem Balkan nicht kennen, die Lieder von "Thompson" nicht gleich beim ersten Hören als rechtsnational identifizierbar sein.
Doch mit etwas Hintergrundwissen der Geschichte und der versteckten Codes der rechten Szene werde dann der Inhalt der Lieder und das rechte Gedankengut sehr schnell deutlich: "Es gibt ein Lied, das heißt übersetzt 'Bitteres Kraut auf bittere Wunden'. Das ist ein Zitat, das dem Ustascha-Führer Ante Pavelić zugeschrieben wird, der damit den Massenmord an den Serben im Zweiten Weltkrieg gerechtfertigt haben soll."
Weiterhin gebe es in den Songs Anspielungen auf die Schwarzhemden der Ustascha. Hinzu komme, dass etwa "Thompson"-Bandleader Marko Perković seinen Anhängern zum Jahrestag der Machtergreifung der faschistischen Ustascha gratulierte.

Debatte in der kroatischen Öffentlichkeit

Majic allerdings weist auch darauf hin, dass diese Verwendung faschistischer Symbole und die Relativierung der Verbrechen des Ustascha-Regimes in der Musik von "Thompson" nicht etwa Konsens in der Fanszene oder der kroatischen Öffentlichkeit seien, sondern dass darüber intensiv gestritten werde.
Es sei vor allem die kroatische Rechte, die sich derzeit darum bemühe, etwa den Ustascha-Gruß "Za dom spremni", der auch in einem Lied von "Thompson" vorkomme, wieder zu verwenden. Und die durch anhaltende Verwendung der Symbolik der Ustascha als etwas "altes Kroatisches", deren Verbrechen und tausendfache Morde zu relativeren.
(sru)
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