Hilfetelefon für Gewaltopfer

Ein offenes Ohr für Männer

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Ein Mann ruft mit seinem Handy jemanden an.
Beim "Hilfetelefon Gewalt an Männern" melden sich viele verzweifelte Anrufer und suchen Rat. © picture-alliance / dpa /Markus Scholz
Birgit Gaile im Gespräch mit Ute Welty  · 19.04.2021
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Gewalt gegen Männer werde in der Gesellschaft tabuisiert, ist die Erfahrung der Projektleiterin Birgit Gaile. Sie betreibt ein Hilfetelefon für männliche Opfer in Augsburg und nimmt viele verzweifelte Anrufe entgegen.
Dass auch Männer Opfer von sexualisierter Gewalt, Stalking und Mobbing werden, spielt in der öffentlichen Debatte kaum eine Rolle. Auch Hilfsangebote gibt es auch nur wenige. "Die Männer, die bei uns anrufen, sind meistens ganz akut von Gewalt betroffen", sagt Birgit Gaile, Projektleiterin des "Hilfetelefon Gewalt an Männern" und Chefin des Augsburger Frauenhauses. Bei den Anrufen, die sie selber regelmäßig entgegennimmt, handele es sich um sehr unterschiedliche Gewalterfahrungen.


Viele Männer seien sehr unsicher, wenn sie anriefen, erzählt Gaile. "Sie trauen sich oft gar nicht, darüber zu sprechen, weil das Thema so stark tabuisiert ist in der Gesellschaft." Wenn ein Mann wage, anonym anzurufen, sei das schon ein wichtiger erster Schritt. Der Anruf sei kostenfrei.

Suche nach Hilfe und Beratung

Es gebe auch Männer, die zurückschlügen, so die Projektleiterin. Einige Anrufer würden deshalb auch in die Täterberatung weiter verwiesen. "Aber die meisten Männer, die uns anrufen, sind sehr verzweifelt." Sie würden beraten und fänden ein offenes Ohr. Es werde dann auch nach Hilfsmöglichkeiten gesucht.
Viele wollten aber einfach nur mal von ihren Erlebnissen erzählen und mit jemanden sprechen. Es wäre wichtig, dass das Thema in der Gesellschaft enttabuisiert werde, sagt Gaile. Diese Männer müssten mehr Gehör finden.
(gem)
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