Highlights

Jazz im Juni

Die französische Trompeterin Airelle Besson
Die französische Trompeterin Airelle Besson © Sylvain Gripoix
Von Matthias Wegner  · 29.05.2018
Besondere Beachtung bekommt in diesem Monat wieder das zuverlässig gute Festival Jazzdor Strasbourg-Berlin, das vom 5.-8. Juni stattfindet. Wir senden ausgewählte Live-Mitschnitte und stellen einige Protagonisten vor. Zudem erinnern wir an das legendäre Esbjörn Svensson Trio und beschäftigen uns ausführlich mit dem New Yorker Onyx Collective.
Montag, 04. Juni / Tonart am Vormittag, 11:45 Uhr
Vielgestaltiger Kammerjazz: das MOVE String Quartet
Die Berliner Cellistin Susanne Paul wuchs in einer deutsch-mexikanischen Familie in Kalifornien auf und spielt seit ihrer frühen Kindheit Cello. In ihrer Jugend interessierte sie sich ebenso für Punk, wie für Flamenco, nahm aber dennoch zunächst ein Studium der klassischen Musik auf. Wie viele klassisch Ausgebildete entdeckte auch Susanne Paul schon bald den Jazz als vielfältige Spielwiese. Mit ganz unterschiedlichen Projekten lotet sie seitdem besonders gerne die Grenzbereiche zwischen improvisierter und notierter Musik aus. Mit ihrem Move String Quartet legt Susanne Paul nun das zweite Album vor: "Short Stories".
MOVE String Quartet
MOVE String Quartet© Tobias Dutschke
Moderation: Carsten Beyer
Dienstag, 05. Juni / Tonart am Vormittag, 11:05 Uhr
Die 12. Festival-Ausgabe "Jazzdor Strasbourg-Berlin"
Die französische Trompeterin Airelle Besson
Die französische Trompeterin Airelle Besson© Sylvain Gripoix
Vom 5.-8. Juni findet in Berlin die 12. Ausgabe des deutsch-französischen Festivals Jazzdor Strasbourg-Berlin statt. Philippe Ochem, der künstlerische Leiter des Festivals schafft es immer wieder ein mutiges und äußerst lukratives Programm auf die Beine zu stellen. Fast alle der elf Konzerte sind Deutschlandpremieren und mit dabei sind u.a. Nils Wogram, Bojan Z, Michel Portal, Airelle Besson, Emile Parisen und Pablo Held.
Autor: Matthias Wegner
Dienstag, 05. Juni / Tonart Jazz, 1:05 – 5:00 Uhr
Immer noch ein Exot: Das Cello im Jazz
Detailaufnahme eines Cellos
Detailaufnahme eines Cellos© picture alliance / dpa / Lehtikuva Nukari
Das Cello spielt im Jazz nur eine Nebenrolle, sorgt aber oft für besondere Momente. In den 40er und 50er Jahren waren es einige wenige Kontrabassisten wie Harry Babasin, Oscar Pettiford und Charles Mingus, die sich sporadisch am Cello ausprobierten, es aber eher als eine Art "kleiner Kontrabass" betrachteten, den man zu zupfen und in Quarten zu stimmen hatte. Erst mit Fred Katz, der klassisches Cello beim großen Pablo Casals studiert hatte, wurden die klanglichen Möglichkeiten dieses Instruments auch für den Jazz erschlossen. Es folgten Ray Brown, Ron Carter und von den 70erm bis heute viele weitere experimentierfreudige Musiker, die das Cello auch als Solo-Instrument im Jazz verankern konnten – und trotzdem bleibt es bis heute ein Exot zwischen all den etablierten, "klassischen" Jazz-Instrumenten. Warum eigentlich?
Moderation: Vincent Neumann
Mittwoch, 06. Juni / Tonart, 11:05 und 15:30 Uhr
Die Jazzkolumne
Autor: Jan Tengeler
Montag, 11. Juni / Tonart am Vormittag, 11:45 Uhr
Onyx Collective - Lower East Suite Part Three
Seit ein paar Jahren beschwört das Onyx Kollektiv ein New York, das es schon lange nicht mehr gibt: jenes der frühen und wilden achtziger Jahre, als auf den Ruinenfeldern der Lower East-Side eine neue Musik aufblühte, die sich No Wave oder Fake Jazz nannte. John Zorn, Arto Lindsay oder auch John Lurie waren wichtige Protagonisten dieser Szene. Freiräume ließen damals Freiheit zu. Heute ist alles verbaut und heute spielen Bands wie das Onyx Collective auf der Straße das Lied von der Eviction Notice, also der Zwangsräumung. Die Band, angeführt vom Saxophonisten Isaiah Barr, orientiert sich auch auf ihrem neuen Album, am Ornette Coleman der frühen siebziger Jahre. Außerdem hat man Albert Ayler gehört und klingt dementsprechend harsch. Die Cover aber werden vom millionenschweren Maler Julian Schnabel gestaltet, damals ebenfalls Teil der LES-Szene, der offenbar ebenso die alten Zeiten vermisst. Schiebt man all den Überbau und die Theorien beiseite, lässt sich eine durchaus interessante Musik entdecken.
Autor: Andreas Müller
Montag, 11. Juni / In Concert, 20:03 – 21:30 Uhr
Jazzdor Strasbourg-Berlin: Vertraute mit neuen Projekten
Roberto Negro Dadada
Roberto Negro Dadada© Flavien Prioreau
Der Pianist Roberto Negro und der Saxofonist Émilie Parisien sind Stammgäste beim Festival Jazzdor, treten aber stets in unterschiedlichen Besetzungen und mit sehr verschiedenen Projekten auf. Diesmal finden ihre Wege in der gemeinsamen Band "Dadada" zusammen. Mit dem italienischen Schlagzeuger Michele Rabbia an ihrer Seite begeben sich die beiden auf einen fantasievollen Dialog, voller Poesie und mit markanten Zwischentönen.
Traditionell sorgen bei Jazzdor auch die Koproduktionen von deutschen und französischen Musikern für besondere Momente. So trifft in diesem Jahr der deutsche Ausnahme-Posaunist Nils Wogram u.a. auf seine beiden Kollegen Michel Portal und Bojan Z.
Roberto Negro, Klavier
Émile Parisien, Sopransaxofon
Michele Rabbia, Schlagzeug und Electronics
Michel Portal, Klarinette
Bojan Z, Klavier
Nils Wogram, Posaune
Bruno Chevillon, Kontrabass
Lander Gyselinck, Schlagzeug
12. Jazzdor Strasbourg-Berlin
Kesselhaus Berlin, 05.06.2018
Moderation: Matthias Wegner
Dienstag, 12. Juni / Tonart Jazz, 1:05 – 5:00 Uhr
Confrontations & Explanations: der Saxofonist Otis Sandsjö
Der in Berlin lebende schwedische Saxophonist Otis Sandsjö ist noch immer ein Geheimtipp, dessen technisch makelloses und innovatives Spiel bislang auf Tonträger nur als Teil der Band Speak Low zu hören war. Jetzt ist mit Y-OTIS sein Debüt-Album erschienen. Zu hören ist eine vielschichtige Musik, die klar Einflüsse von Hip-Hop und elektronischer Club-Musik aufzeigt, ohne dass die Improvisation auf der Strecke bleibt. In der Reihe Confrontations & Explanations begegnet Sandsjö der Musik von Rahsaan Roland Kirk, der als einer der ersten die Technik der Zirkularatmung in den Jazz einbrachte.
Moderation: Andreas Müller
Montag, 18. Juni / Tonart am Vormittag, 11:45 Uhr
1968 – auch im Jazz ein besonderes Jahr
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Die Pianistin und Komponistin Julia Hülsmann© Deutschlandradio / Matthias Dreier
Auch der Jazz – vor allem der afroamerikanische – im Jahr 1968 war politisch geprägt, aber auch sehr spirituell. Und er wurde nehmend elektronischer. Die Liste wichtiger Alben, die 1968 veröffentlicht worden, ist lang und beeindruckend. Darunter die Alben: "Filles de Kilimanjaro" von Miles Davis, "Speak like a child" von Herbie Hancock und "Expansions" von McCoy Tyner. 1968 war zudem das Geburtsjahr der Pianistin Julia Hülsmann und des Organisten Larry Goldings.
Autor: Wolf Kampmann
Dienstag, 19. Juni / Tonart Jazz, 1:05 – 5:00 Uhr
Das "Jazzlab" beim Festival Überjazz 2017
Mit Musik u.a. von Rocket Men, Manuel Mara, Lisa Stick.
Neben dem internationalen Star-Aufgebot bietet das Hamburger ÜBERJAZZ-Fetsival Jahr für Jahr auch einen Blick auf die aktuelle Jazz-Szene der Hansestadt, die sich auf hohem musikalischem Niveau zwischen vielen musikalischen Genres bewegt. Das Jazzlab Kollektiv steht für diese aktuelle Szene zwischen Jazz und Jazzverwandtem. Monatliche Sessions im Club "Volt" und ein eigenes Plattenlabel dokumentieren die Arbeit der jungen Musiker. Und am 17.November 2017 teilten sich fünf Bands die Bühne für drei Stunden: "Wootton´s Toystory", das Quintett um den Perkussionisten Samuel Wootton, das improvisatorische Freiheit des Jazz, mit unbestechlichen Grooves des HipHop verbindet; das Septett der aus Kiel stammenden Posaunistin Lisa Stick, die vom Bujazzo über die NDR Big Band den Weg zu erfolgreichen eigenen Projekten geschafft hat; der Vokalist Manuel Mera, der sich zwischen Folk und Jazz bewegt; "We Don’t suck We Blow" mit ihrer Verbindung von aus Jazz, Funk, Hiphop. und Fusion; und "Rocket Men", sechs Musiker aus Hamburg, Berlin und Leipzig, die sich auf den Weg zu intergalaktischem Jazz machen.
Moderation: Lothar Jänichen
Mittwoch, 20. Juni / Tonart, 11:05 und 15:30 Uhr
Die Jazzkolumne
Autor: Ulrich Habersetzer
Montag, 25. Juni / In Concert, 20:03 – 21:30 Uhr
Erinnerungen an eine legendäre Band: e.s.t.
Das Esbjörn Svensson Trio im November 2006 - von links nach rechts: Schlagzeuger Magnus Öström, der verstorbene Pianist Esbjörn Svensson und Kontrabssist Dan Berglund
Das Esbjörn Svensson Trio im November 2006 - von links nach rechts: Schlagzeuger Magnus Öström, der verstorbene Pianist Esbjörn Svensson und Kontrabssist Dan Berglund© imago/Seeliger
Das schwedische Esbjörn Svensson Trio (e.s.t.) hat in den 15 Jahren seiner Existenz wichtige Maßstäbe im internationalen Jazz gesetzt und vor allem das Piano-Trio-Format entscheidend belebt und auf ein neues Niveau gebracht. Pianist Esbjörn Svensson starb auf tragische Art und Weise 2008 bei einem Tauchunfall. Anlässlich seines 10.Todestages wurde ein Mitschnitt des Trios aus dem Barbican Centre in London erstmals veröffentlicht. Dieser dokumentiert "eine Rockband, die Jazz spielte", auf dem Höhepunkt ihres Schaffens.
Esbjörn Svensson Trio (e.s.t.)
Esbjörn Svensson, Piano
Dan Berglund, Bass
Magnus Öström, Schlagzeug

Barbican Centre London, 20.05.2005
Moderation: Matthias Wegner
Dienstag, 26. Juni / Tonart Jazz, 1:05 – 5:00 Uhr
Spirit und Soul - Spiritueller Jazz der Gegenwart und seine Wurzeln
Die Saxofonistin Matana Roberts.
Die Saxofonistin Matana Roberts.© Paula Court
Was in den 60er und 70er Jahren u.a. mit der Musik von John Coltrane, Pharaoh Sanders, Gary Bartz oder Yusef Lateef schon einmal besonders stark ausgeprägt war, hat in der heutigen Zeit wieder mehr Bedeutung bekommen: Immer mehr junge Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker entdecken die spirituelle Dimension im Jazz. Dazu gehört der britische Saxophonist Shabaka Hutchings genauso, wie der Multiinstrumentalist Chip Wickham, die US-Amerikanische Saxofonistin Matana Roberts oder der österreichische Bassist und Bandleader Lukas Kranzelbinder, die sich in ihren Werken auf die Suche nach Spirit und Ekstase begeben. Die musikalischen Mittel hierzu sind vielfältig - von repetitiven Elementen, über die totale Entschleunigung bis hin zu kraftvollen Eruptionen.
Mit Musik u.a. von Albert Ayler, Sons of Kemet, Leon Thomas, Chip Wickham, Built An Arc, Matana Roberts, Idris Ackamoor & The Pyramids, Jyoti, Minoru Muraoka u.v.m.
Moderation: Manuela Krause