Highlights

Jazz im Juni

Binker & Moses.
Binker & Moses. © Andy Earl
Von Matthias Wegner · 31.05.2017
Im Juni senden wir unter anderem Höhepunkte vom Berliner Festival "Jazzdor", konfrontieren die Sängerin und Echo-Jazz-Preisträgerin Lucia Cadotsch mit einer älteren Gesangslegende und werfen einen Blick in die oft vergessene Jazzszene Belgiens. Und: wir stellen die neue Veröffentlichungen von Avishai Cohen und des Duos Binker-Moses vor.
Dienstag, 6.Juni / Tonart 11:10 – 11:30
Neuanfang in Moers: Ein Rückblick auf das 2017er Festival

Das legendäre Festival in Moers vollzieht in diesem Jahr einen Neuanfang. Der neue künstlerische Leiter, der Musiker Tim Isfort, hat in kürzester Zeit ein respektables Programm zusammengestellt, in dem in alter Moers-Tradition junge No Names (z.B. die Band "Cocaine Piss") auf Augenhöhe mit etablierten Künstlern präsentiert werden (in diesem Jahr: u.a. Anthony Braxton und The Bad Plus). Aber kann Moers tatsächlich an alte Zeiten anknüpfen?
Autor: Jan Tengeler
Die Band "Cocaine Piss" spielt in Moers.
Die Band „Cocaine Piss“ spielt in Moers.© Festival Moers
Dienstag, 06. Juni / Tonart Jazz, 01:05 – 05:00 Uhr
Jazz aus der Unterfahrt (München) mit Konzerten von Mark Turner und Max Frankl
Mark Turner Quartet.
Mark Turner Quartet.© John Rogers
Zweimal New York zu Gast im Münchener Jazzclub Unterfahrt: der Saxophonist Mark Turner mit Musik nach einem Science-Fiction-Klassiker und Max Frankl, der zwischen Big Apple und München pendelt. Beide geben der zeitgenössischen Quartett-Spielform neue Impulse. Mark Turner verzichtet auf ein Harmonie-Instrument und lässt seinen Musikern - Trompeter Avishai Cohen, Bassist Joe Martin und Schlagzeuger Marcus Gilmore – viele Freiheiten. Turner selbst ist für die Expressivität, mit der er den vollen Tonumfang seines Tenorsaxophons auslotet, bekannt. Max Frankl, geboren in Starnberg, hat in New York, Amsterdam und Basel studiert. Sein Konzert in der Unterfahrt war wie der Abschied für ein weiteres Jahr New York. Der Gitarrist rief noch einmal gute Freunde zusammen: den Saxophonisten Matthias Tschopp, den Bassisten Xaver Rüegg und den Schlagzeuger Paul Amereller.
Moderation: Lothar Jänichen
Montag, 12.Juni / Tonart Jazz, 11:35 Uhr
Die einnehmende Klangwelt des Trompeters Avishai Cohen
Der Trompeter Avishai Cohen.
Der Trompeter Avishai Cohen.© Deutschlandradio / Karl Lippegaus
Trotz des gleichen Namens sollte man den Trompeter Avishai Cohen nicht mit seinem Namensvetter am Bass verwechseln. Das hat sich auch in der internationalen Jazzszene herumgesprochen. Avishai Cohen, der Trompeter, wird seit geraumer Zeit als einer der heißesten Jazzexporte seiner Heimat Israel gefeiert. Cohens unverwechselbarer Ton spiegelt sich nicht zuletzt in den Songtiteln, die bei genauerem Hinsehen oft politisch gemeint sind. "Theme for Jimmy Green" ist eine Referenz an den Saxophonisten Jimmy Green, der seine Tochter bei einem Amoklauf an einer US-amerikanischen Schule verlor. "340 Down" bezieht sich auf die Zahl der Flüchtlinge, die in nur einer einzigen Juni-Woche im Mittelmeer ertrunken sind.
Autor: Jonathan Scheiner
Montag, 12.Juni / In Concert, 20:03 – 21:30 Uhr
Kreativ und voller Überraschungen: das 11.Jazzdor-Festival Strasbourg-Berlin (1)

Zahlreiche Deutschlandpremieren (z.B. der Auftritt der Band Post K) und Festivalproduktionen prägen auch diesmal wieder das Programm, des deutsch-französischen Festivals Jazzdor Strasbourg-Berlin im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei, komplett mitgeschnitten von "Deutschlandfunk Kultur". Traditionell sorgen vor allem die Allianzen zwischen deutschen und französischen Musikern für besondere Momente. In diesem Jahr treffen u.a. die beiden Franzosen Émile Parisien und Vincent Peirani auf den deutschen Pianisten Michael Wollny und den Schweizer Sänger und Beatboxer Andreas Schaerer, was ein hohes musikalisches Niveau und große Kreativität garantiert.
Die Band "Out of Land”.
Die Band "Out of Land”.© Eve Marie Lagger
Post K:
Jean Dousteyssier, Klarinette
Benjamin Dousteyssier, Saxofon
Matthieu Naulleau, Klavier
Elie Duris, Schlagzeug
Out of Land:
Émile Parisien, Altsaxofon
Vincent Peirani, Akkordeon
Andreas Schaerer, Gesang
Michael Wollny, Klavier
11.Jazzdor Strasbourg-Berlin
Kesselhaus Berlin, Aufzeichnung vom 30.05.2017
Moderation: Matthias Wegner

Dienstag, 13. Juni / Tonart Jazz, 01:05 – 05:00 Uhr
"Confrontations & Explanations Vol. 2 ": Die Sängerin Lucia Cadotsch

Andreas Müller setzt in der Tonart Jazz seine Serie "Confrontations & Explanations" fort. Zu Gast ist diesmal die aktuelle Echo Jazz-Preisträgerin Lucia Cadotsch. Die Sängerin aus der Schweiz mit Wohnsitz Berlin wird über ihr aktuelles Album sprechen und mit einer Sängerin konfrontiert werden, die so ganz anders klang, als sie. Außerdem im Programm: Musik vom finnisch-amerikanischen Ausnahmegitarristen Raoul Björkenheim.
Moderation: Andreas Müller
Die Sängerin Lucia Cadotsch.
Die Sängerin Lucia Cadotsch.© Michael Jungblut
Montag, 19.Juni / Tonart Jazz, 11:35 Uhr
Protagonisten der aktuellen britischen Jazzszene: Binker and Moses
Der Saxofonist Binker Golding und der Schlagzeuger Moses Boyd.
Der Saxofonist Binker Golding und der Schlagzeuger Moses Boyd.© ANDY EARL
Die britische Jazzszene ist zurzeit so vital und facettenreich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Zu den besonders gut vernetzten und ungemein kreativen Kräften der Gegenwart zählen der Schlagzeuger Moses Boyd und der Saxofonist Binker Golding. Die Aufsteiger der letzten Jahre (u.a. UK Jazz Act of the year 2016) spielen auf ihrem neuen Doppel-Album
"Journey to the Mountain of Forever” zur einen Hälfte als energetisches Schlagzeug-Saxofon-Duo, zur anderen Hälfte zusammen mit hochkarätigen Kollegen (u.a. Evan Parker, Byron Wallen).
Autor: Oliver Schwesig
Dienstag, 20. Juni / Tonart Jazz, 01:05 – 05:00 Uhr
MPS aktualisiert seinen Fundus: der Trompeter Don Ellis
In den siebziger Jahren galt der amerikanische Trompeter und Flügelhornist Don Ellis als einer der originellsten aber auch verrücktesten Bigband Leiter des Jazz. Die Originalität wurde ihm mit dem Prädikat "Stan Kenton der 70er-Jahre" bescheinigt. Als Komponist bereicherte er den Jazz mit neuen Aspekten, vor allem mit seinen komplexen Rhythmen und Taktarten. Und er beschäftigte sich früh mit elektronischen Instrumenten und Effektgeräten. Die Live-Auftritte seiner Big Bands waren sehr energiegeladen. 1973 spielte das Orchester das Album "Soaring" ein, eine Sammlung von Eigenkompositionen, das nun beim wiederbelebten Label MPS neu aufgelegt wird.
Moderation: Vincent Neumann
Montag, 26.Juni / Tonart Jazz, 11:35 Uhr
Jazz aus Belgien: Gestern und heute
Der belgische Jazz-Musiker Toots Thielemans.
Der belgische Jazz-Musiker Toots Thielemans.© dpa/picture alliance/belga/Jesse Willems
Die Jazzszene in Belgien wird im internationalen Vergleich häufig unterschätzt. Dabei hat sie eine lange Tradition und anerkannte Musiker-Persönlichkeiten wie Philipp Catherine, Bert Joris, Bobby Jaspar und vor allem auch Toots Thielemans hervorgebracht. Und auch aktuell passiert sehr viel in Belgien. Der Pianist Jef Neve oder das progressive Trio "Altertape" zum Beispiel erarbeiten extrem inspirierende Musik und werden auch immer stärker außerhalb ihres Heimatlandes wahrgenommen. Gibt es eigentlich so etwas wie einen "belgischen" Sound?
Autor: Andreas Müller
Montag, 26.Juni / In Concert, 20:03 – 21:30 Uhr
11.Jazzdor Strasbourg-Berlin - Kreativ und voller Überraschungen: das 11. Jazzdor-Festival Strasbourg-Berlin (2)

Sophia Domancich (Klavier) und Simon Goubert (Schlagzeug) treten in einen nicht alltäglichen Dialog und überschreiben ihr Programm "You don’t know what love is", angelehnt an den gleichnamigen Jazz-Standard. Mit großer Kreativität und sehr nuancenreich stecken sie dabei ihren Jazz-Kosmos ab. Im Rahmen einer exklusiven Festival-Produktion im Anschluss gehen der finnische Wahl-Berliner Kalle Kalima mit seinem Trio und der französische Posaunist Yves Robert auf eine gemeinsame musikalische Reise. Sie verbinden in ihrem Projekt "Finn Noir" die Ästhetik eines Aki Kaurismäki-Soundtracks mit Berliner Melancholie und entspannter musikalischer Weite. Der Klarinettist Louis Sclavis wiederum präsentiert sein Programm "Loin dans les terres" erstmals in Berlin. Auch er will weiterhin an die Wurzeln des Jazz vordringen und ihm dabei zugleich etwas Eigenes hinzufügen.
Die französische Pianistin Sophia Domancich.
Die französische Pianistin Sophia Domancich.© Jazzdor
Sophia Domancich & Simon Goubert
Duo (Deutschlandpremiere)
Sophia Domancich, Klavier
Simon Goubert, Schlagzeug
Klima Kalima
"Finn Noir" invite Yves Robert (Uraufführung)
Kalle Kalima, Gitarre
Oliver Potratz, Kontrabass
Oliver Steidle, Schlagzeug
Yves Robert, Posaune
Louis Sclavis Jazzdor Ensemble
"Loin dans les terres" (Deutschlandpremiere)
Louis Sclavis, Klarinette
Dominique Pifarély, Violine
Benjamin Moussay, Klavier
Sarah Murcia, Kontrabass
Christophe Lavergne, Schlagzeug
Kesselhaus Berlin, Aufzeichnung vom 31.05.2017
Moderation: Matthias Wegner
Dienstag, 27. Juni / Tonart Jazz, 01:05 – 05:00 Uhr
Die aktuellen Protagonisten im afroamerikanischen Jazz mit Musik u.a. von Kamasi Washington, Ambrose Akinmusire und Sarathy Korwar
Kamasi Washington bei einem Konzert in Australien.
Kamasi Washington bei einem Konzert in Australien.© picture alliance / dpa / Kabir Dhanji
Mittlerweile gibt es im Jazz zahlreiche Musikformen, die oft nur lose oder kaum noch mit der afroamerikanischen Tradition verbunden sind. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen, gibt es zurzeit viele schwarze Jazzer der jüngeren Generation, die sich bei der Frage nach ihrer Identität auf die Suche nach ihren Wurzeln begeben und sich mit der afroamerikanischen Musiktradition auseinandersetzen. Die befruchtende Wirkung von Kollektiven und lokalen Szenen hat dabei häufig einen erheblichen Einfluss. Mit Musik u.a. von Kamasi Washington, Ambrose Akinmusire, Christian Scott, Somi, Flying Lotus, Sarathy Korwar, Jaimeo Brown, James Brandon Lewis, Matana Roberts u.v.m.
Moderation: Manuela Krause