"Hier ist eine Grenze überschritten“

03.07.2007
Der Gießener Politikwissenschaftler Claus Leggewie hat den hessischen Ministerpräsidenten Koch aufgefordert, gegen die Behandlung der Schöpfungslehre an hessischen Schulen Position zu beziehen.
"Es ist eben nicht so, dass man im Biologieunterricht eine solche Religionsauffassung vertritt. Hier ist wirklich eine Grenze überschritten", sagte Leggewie im Deutschlandradio Kultur. Der Ministerpräsident müsse eindeutig sagen, dass dies nicht die Position der hessischen Landesregierung ist.

Gleichzeitig kritisierte Leggewie den Vorstoß der hessischen Bildungsministerin Wolff, die eine Gleichbehandlung von Evolutions- und Schöpfungslehre angeregt und damit die Debatte angestoßen hatte. "Es ist schon schlecht, wenn eine für Bildung und Schule zuständige Ministerin so schlecht informiert ist oder so einen ideologischen Unsinn erzählt", erklärte Leggewie.

Zudem sei die Ministerin zuständig für eine Trennung von Politik und Religion an den öffentlichen Schulen: "Es sind nicht die Evangelikaner, es sind nicht die Fundamentalisten, es sind nicht die Kreationisten, die das fordern und dann herbeiführen, es ist die zuständige Aufsichtsperson, die für die Trennung von Staat und Religion sorgen muss und das ist der eigentliche Skandal dieses Vorganges." Man könne 13 bis 14 Jahre alten Schülern die verschiedenen Modelle nicht einfach anbieten, betonte Leggewie.

Gleichzeitig warnte Leggewie davor, die Kreationismusdebatte überzubewerten. Wenn jemand glauben möchte, dass die Erde eine Scheibe ist und in sieben Tagen von Gott erschaffen wurde, sei auch dies Religionsfreiheit. "Das ist nachgewiesener Blödsinn und Unsinn, aber es kann jemand glauben."

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