Heuschnupfen

Gefährlicher, als viele glauben

08:29 Minuten
Nahaufnahme von Pollen, die an einem Baum hängen.
Schon im Vorfrühling beginnt für viele Allergiker eine Leidenszeit (Symbolbild). © imago / Rene Traut
Christine Löber im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 16.04.2021
Audio herunterladen
Allergien wie Heuschnupfen sollte man nicht einfach aussitzen, meint die HNO-Ärztin und Buchautorin Christine Löber. Denn unbehandelt könnten sie andere und ernsthaftere Krankheiten nach sich ziehen.
Die Häufigkeit gewöhnlicher Erkältungen mag durch die Pandemie zurückgegangen sein – die Allergieproblematik ist allerdings "nicht wesentlich anders" als in den Jahren zuvor, sagt die Hamburger Hals-Nasen-Ohren-Ärztin Christine Löber. Und so hat wieder für Millionen Menschen in Deutschland die Leidenszeit mit laufender Nase, juckenden und tränenden Augen begonnen.
Nicht alle lassen ihre Beschwerden behandeln: "Es gibt durchaus viele Patienten, die sagen, das macht ja nichts, dann läuft eben ein Vierteljahr die Nase und mir geht es ganz schlecht", weiß die Ärztin. Sie allerdings rät zur Behandlung.

Allergischem Asthma vorbeugen

Denn eine Pollenallergie sei gefährlicher, als man glaube. "Wenn einer eine Allergie hat, kann auch eine zweite oder dritte dazukommen, wenn sie nicht behandelt wird", warnt Löber. "Eine gefürchtete Folge ist auch das allergische Asthma, dass eben irgendwann die Lunge von den Beschwerden betroffen ist und auch dauerhaften Schaden nimmt."
Hinzu kommt, dass Allergien auch den psychischen Zustand negativ beeinflussen können – und umgekehrt: "Viele Allergiker berichten, dass in psychischen Überlastungssituationen die Allergiebeschwerden auch deutlich schlechter werden." Insofern sei es gerade jetzt in der Pandemiezeit speziell für Allergiker wichtig, die Stressbelastung einigermaßen niedrig zu halten und darauf zu achten, dass es einem insgesamt gut gehe.

Die Nase kann mehr, als man denkt

Auch über den Heuschnupfen hinaus attestiert die Ärztin HNO-Organen einen Einfluss auf die psychische Verfassung und auf körperliche Prozesse – etwa in ihrem kürzlich erschienenen Buch: "Immer der Nase nach".
So kann diese Nase beispielsweise Verdauungsprozesse in Gang setzen. Denn diese beginnen im Grunde schon damit, dass wir ein Nahrungsmittel riechen, erklärt Christine Löber.
"Der Körper stellt sich dann auf die wahrscheinlich gleich erfolgende Nahrungsaufnahme ein. Da steigt die Herzfrequenz, die Speichelproduktion beginnt und es werden im Darm schon Verdauungsenzyme freigesetzt. Das ist ein ziemlich gut ausgetüfteltes System."
(uko)

Christine Löber, Hanna Grabbe: "Immer der Nase nach. Wie Hals, Nase und Ohren uns im Leben lenken"
Mosaik Verlag, München 2021
352 Seiten, 16 Euro

Mehr zum Thema