Herbstgutachten der Wirtschaftsweisen

Die deutsche Wirtschaft schrumpft um 5,4 Prozent

06:54 Minuten
Blick in die leere Fussgängerzone in Bonn
So wie hier in Bonn sah es während des Corona-Lockdowns in vielen Städten aus. Bis heute leidet der stationäre Handel unter der Krise, während der Onlinehandel boomt. © Gettyimages / Andreas Rentz
Margarete van Ackeren im Gespräch mit Vladimir Balzer · 14.10.2020
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Corona setzt der deutschen Wirtschaft stärker zu als erwartet: Die Wirtschaftsweisen erwarten für 2020 einen Rückgang um 5,4 Prozent. Gemessen an der Entwicklung in den Nachbarländern sei das "eher noch gemäßigt", meint Margarete van Ackeren.
Die deutsche Wirtschaft bricht stärker ein als erwartet: In ihrem Herbstgutachten rechnen die fünf führenden Wirtschaftsinstitute mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 5,4 Prozent. Im Frühjahr waren die Wirtschaftsweisen noch von einem Minus von nur 4,2 Prozent ausgegangen.
Angesichts der wirtschaftlichen Lage in den Nachbarländern und der starken Exportorientierung der deutschen Wirtschaft findet die Chefkorrespondentin von "Focus Online", Margarete van Ackeren, den prognostizierten Rückgang von 5,4 Prozent sogar "eher noch gemäßigt".
"In vielen Ländern läuft ja fast gar nichts, auch in Großbritannien sieht es sehr, sehr düster aus. Das BIP in Frankreich geht um etwa 10 Prozent zurück - das war die Zahl vom IWF gestern."
Deutschlands Wirtschaft befindet sich dem Gutachten zufolge zwar auf Erholungskurs, aber dieser fällt schwächer aus - vor allem weil Branchen, die auf soziale Kontakte angewiesen sind wie Gastronomie, Luftfahrt, Kultur oder Tourismus noch längere Zeit unter der Pandemie leiden werden.
Ein Porträt von Dr. Margarete van Ackeren.
Wollen wir halbtote Innenstädte haben?, fragt Margarete van Ackeren.© Hubert Burda Media
Oder der stationäre Handel:
"Ich finde es traurig, wenn Sie durch die Innenstädte gehen, wie sehr und wie erkennbar da die einzelnen Geschäfte leiden, während der Onlinehandel boomt," sagt van Ackeren. "Wie geht das in Zukunft weiter? Denn da werden natürlich auch Unternehmen der Pleite entgegengehen, und das führt natürlich auch zu Prozessen, von denen man sich fragen muss: Wollen wir demnächst Innnenstädte haben, die halbtot sind und bestellen wir nur noch übers Internet?"
Derzeit ändere sich unsere Wirtschaftskultur, konstatiert die Focus-Korrespondentin. "Jetzt ist nur die Frage, ob das auf Dauer so ist, und ich glaube, da muss man auch ein bisschen gegensteuern."
(uko)

Margarete van Ackeren ist Chefkorrespondentin von "Focus Online". Sie arbeitete davor zehn Jahre lang für das Magazin "Focus" als politische Korrespondentin und Chefreporterin. Zuvor war sie Redakteurin bei der "Rheinischen Post". Die Journalistin promovierte über das Niederlandebild in der deutschen romantischen Literatur.

Die gesamte Sendung "Der Tag mit Margarete van Ackeren" zum Nachhören:
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