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Gleichstellung
US-Pfadfinder lassen schwule Teamleiter zu

Pfadfindergruppen in den USA dürfen in Zukunft auch von Homosexuellen geleitet werden. Für die Bewegung ist es ein weiterer Schritt gegen Diskriminierung. Allerdings behalten die Kirchen ein Sonderrecht, mit denen sie sich gegen schwule Leiter stellen dürfen.

28.07.2015
    Mehrere US-Pfadfinder, die "Boy Scouts", salutieren während einer Zeremonie zum Unabhängigkeitstag.
    Mehrere US-Pfadfinder, die "Boy Scouts", salutieren während einer Zeremonie zum Unabhängigkeitstag. (afp / Karen Bleier)
    Die Entscheidung wurde vom 80-köpfigen Führungsgremium der Boy Scouts of America (BSA) mit einer Mehrheit von 79 Prozent gefällt. Schon vor mehr als einem Jahr hatten die Pfadfinder einen Schritt zu mehr Toleranz gemacht: Sie beschlossen, junge Homosexuelle als Mitglieder zuzulassen. Leitungspositionen blieben jedoch bewusst außen vor.
    Der US-Pfadfinderverband teilte nun mit, das generelle Verbot schwuler Betreuer sei wegen der veränderten Rechtslage zur Homosexualität nicht länger zu halten. Auf seiner Webseite erläutert der Verband, in zahlreichen US-Bundesstaaten und Städten gebe es Vorschriften gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Es drohten kostspielige, aussichtslose Zivilklagen.
    Entscheidung ging ein langer Streit voraus
    "Viel zu lange hat diese Sache uns gespalten und abgelenkt", sagte Pfadfinder-Präsident Robert Gates, der früher Verteidigungsminister der USA war. "Jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns hinter unseren gemeinsamen Glauben stellen, dass dem Pfadfindertum eine außergewöhnliche, positive Kraft innewohnt." Bevor es zu der Entscheidung kam, hatten sich insbesondere die vielen religiös geprägten Abteilungen gegen offen homosexuelle Gruppenführer gestellt.
    Und so dürfen laut BSA einzelne Abteilungen der über 100 Jahre alten Bewegung auch weiter aus religiösen Gründen auf das Verbot bestehen. Rund 70 Prozent der Pfadfinder-Abteilungen werden von kirchlichen Gruppen betrieben - die meisten von den Mormonen.
    Schwulenrechtler: "Beginn eines neuen Kapitels"
    Schwulenrechtsgruppen und religiöse Organisationen lobten die Entscheidung. Die Gruppe "Scouts for Equality" sprach vom "Beginn eines neuen Kapitels". Dagegen zeigte sich die mormonische Kirche "zutiefst beunruhigt". Kirchenvertreter deuteten an, über einen eigenen Verband als Ersatz für die Pfadfinder nachzudenken.
    Die Human Rights Campaign HRC, die sich für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transsexuellen einsetzt, lobte die völlige Gleichstellung homosexueller Mitglieder in der BSA. "Diskriminierung sollte keinen Platz bei den Pfadfindern haben", so HRC-Präsident Chad Griffin.
    Der Pfadfinderverband Boy Scouts of America (BSA) will seine Mitglieder durch Gemeinschaftserlebnisse in der Natur und Schulungsprogramme zu verantwortungsbewussten Staatsbürger erziehen. Der BSA wurde 1910 gegründet und ist mit 2,6 Millionen jungen Mitgliedern sowie gut einer Million erwachsenen Unterstützern der größte Jugendverband der USA. In seinen rund 110.000 örtlichen Gruppen sind vor allem Jungen und junge Männer zwischen 7 und 21 Jahren organisiert. In der Altersgruppe ab 14 Jahren werden auch Mädchen aufgenommen. Die meisten Ortsgruppen werden finanziell von Kirchen unterstützt.
    (tj/swe)