Hellmeyer: Hedgefonds auf Kartellbildung prüfen

09.03.2010
Im Zusammenhang mit der Staatskrise in Griechenland fordert Folker Hellmeyer, Chefanalyst bei der Bremer Landesbank, eine Überprüfung der Hedgefonds.
Es stelle sich die Frage der Kartellbildung unter den Hedgefonds und einigen Investmentbanken, sagte er. "Das Ganze hatte in der Tat in den jüngsten Wochen einen sehr faden Beigeschmack."

In den vergangenen 20 Jahren sei es immer wieder zu konzertierten Aktionen von Hedgefonds und teilweise auch Investmentbanken gekommen, die in dieser Form "nahezu militärisch" auftreten würden. "Bisher wurde diese Praxis nicht kritischer beäugt, aber hier ist meines Erachtens eine erhöhte Aktivität vonnöten", betonte Hellmeyer. Die "globale Banken-Aristokratie" müsse zerschlagen werden. "Es kann nicht sein, dass das Wohl und Wehe von nationalen Staaten und Demokratien von einzelnen Finanzinstitutionen abhängt." Hier bestehe Handlungsbedarf.

Griechenland habe in der Tat ein Problem, aber die aktuellen Defizite hätten durch den Einbruch der Weltkonjunktur im vergangenen Jahr einen zyklischen Hintergrund. "Das Thema wird viel zu heiß gekocht, diese Suppe wird bei Weitem nicht so heiß gegessen", sagte Hellmeyer. Nicht nur Griechenland habe ein Problem mit der hohen Neuverschuldung von 12,7 Prozent. Auch die USA und Großbritannien hätten eine ähnlich hohe Neuverschuldung. Es sei "absurd", dass europäische Länder von den Hedgefonds aus London und New York "in den Dunst des Staatsbankrotts gerückt" würden.

Die Idee des Europäischen Währungsfonds halte er mittel- und langfristig für absolut richtig, um sich von dem "US-zentrischen Finanzsystem" unabhängig zu machen, sagte Hellmeyer. Ein solcher Fonds könne helfen, Krisen zu verhindern und die Stabilität des internationalen Finanzsystems zu verstärken. Nötig sei eine eigenständige Institution in der Eurozone, die in Euro und nicht in einer Fremdwährung wie dem US-Dollar bilanziere. Er könne sich zudem eine Sonderabgabe für die Banken vorstellen, die den Staat in Anspruch genommen hätten. "Es wäre absurd, wenn man die Banken, die sauber gearbeitet haben, jetzt hier auch zur Kasse bittet." Eine Steuer auf Finanztransaktionen sei ebenfalls denkbar, müsse jedoch global verankert sein, um eine Benachteiligung von Finanzplätzen etwa in Deutschland und Europa zu vermeiden.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 9.8.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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