Heisenberg-Roman "Das Prinzip"

"Weder Anklageschrift noch Plädoyer"

Der französische Schriftsteller Jérôme Ferrari zu Gast bei Deutschlandradio Kultur
Der französische Schriftsteller Jérôme Ferrari zu Gast bei Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio / Margarete Hucht
Der Schriftsteller Jérôme Ferrari im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 10.03.2015
2012 erhielt Jérôme Ferrari für "Predigt auf den Untergang Roms" den renommierten Prix Goncourt. In seinem neuen Roman "Das Prinzip" geht es um Werner Heisenberg und die Entgrenzungen unseres Weltbildes durch die Quantenphysik.
Die meisten bedeutenden Wissenschaftler verließen Deutschland nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933. Der Quantenphysiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg blieb - was man ihm später oft zum Vorwurf gemacht hat. Jetzt hat der französische Schriftsteller und Goncourt-Preisträger Jérôme Ferrari das Leben Heisenbergs zum Gegenstand eines Roman gemacht.
Wissenschaftliche Entdeckung als Quelle von Taumel
Eine Romanbiografie will das Buch jedoch nicht sein: Ihm gehe es um die Vision der Realität, die die Quantenphysik entwickelt habe, sagt Ferrari. Man habe in Europa ein Bild, wonach Poesie und Wissenschaft voneinander getrennte Bereiche seien. "Und ich entdeckte, in welchem Maße das Entdecken eine Quelle von Taumel sein kann, wie wichtig die Ästhetik in diesem Prozess ist." An diesem Punkt sei eine Begegnung zwischen Literatur und Wissenschaft möglich. Das gelte besonders für die Quantenphysik.
Auch sei es nicht darum gegangen, ein Urteil über Heisenberg zu fällen. "Das sollte weder eine Anklageschrift noch ein Plädoyer sein", betont Ferrari. Allein aufgrund der Tatsachen über den "moralischen Wert" Heisenbergs zu entscheiden, sei unmöglich - dies sei eine Frage der Interpretation. Seiner persönlichen Überzeugung nach habe sich Heisenberg jedoch nicht viel vorzuwerfen. "Aber das war nicht Gegenstand des Romans."
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