Hajo Schumacher zum Equal Pay Day

Es geht nicht nur um den Lohnunterschied

04:52 Minuten
Zwei Miniatur-Figuren, eine männlich, eine weiblich, stehen auf einer schiefen Ebene einer Wasserwaage. Die männliche Figur steht etwas weiter unten.
Männer bringen in finanzieller Hinsicht mehr auf Waage als Frauen. © imago / Ralph Peters
Moderation: Anke Schaefer · 18.03.2019
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Heute ist Equal Pay Day - jener Tag, der daran erinnert, dass Frauen gut ein Fünftel weniger verdienen als Männer. Den geringeren Verdienst von Frauen sieht der Journalist Hajo Schumacher in einem größeren Kontext - und nur als Teil des Problems.
Durchschnittlich 21 Prozent verdient eine Frau laut Statistischem Bundesamt weniger als ein Mann. Daran erinnert der heutige Equal Pay Day, der von zahlreichen Demonstrationen für mehr Lohngleichheit begleitet wird.

Es geht um die Kindererziehung

Für den Journalisten Hajo Schumacher ist der geringere Verdienst von Frauen allerdings nicht der einzige kritische Punkt. "Ich glaube, es ist komplexer", sagte Schumacher im Deutschlandfunk Kultur. Er kenne das aus der eigenen Familie: "Meine Frau hat ihren Beruf aufgegeben, unterbrochen auf jeden Fall, wegen Kindererziehung dann doch deutlich weniger gearbeitet. Es geht gar nicht so sehr darum, wieviel Prozent uns bei der monatlichen Lohnabrechnung unterscheiden." Vielmehr müsse man die Lebensarbeitszeit sowie die Rentenansprüche in den Blick nehmen. "Ich glaube, dass wir da das eine oder andere neu denken müssen, um das zu ändern."

"Ich würde diese Mann-Frau-Geschichte da rausnehmen"

Man müsse Kindererziehung stärker als gesellschaftliche Aufgabe betrachten, so Schumacher. "Egal ob Männer oder Frauen das machen - ich würde es mit einem staatlichen Lohn - wie auch immer der gestaltet ist - plus einem vollwertigen Rentenanspruch kompensieren. Ich würde auch diese Mann-Frau-Geschichte da rausnehmen." Kindererziehung müsse wertgeschätzt werden als das, was es sei - eine gesellschaftliche Herausforderung.

Löhne und Gehälter transparent machen

Auch mehr Transparenz bei der Bezahlung, hält Schumacher für sinnvoll. In Dänemark beispielsweise wisse jeder, was der andere verdiene. "Das wäre für Deutschland natürlich eine echte kulturelle Herausforderung. Ich glaube, wir reden lieber über Geschlechtskrankheiten als über unsere individuelle Verdienste."
Mehr Transparenz könne hier aber helfen, denn Unterschiede gebe es ja nicht nur zwischen Männer und Frauen, sondern auch "zwischen Stadt und Land, zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West - es ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, weil keiner weiß, was der andere verdient."
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