"Händel und das Welfenhaus Hannover"

Von Ullrich Bohn · 22.03.2005
Die Internationalen Händel-Festspiele, die im Mai in Göttingen stattfinden, stehen unter dem Motto "Händel und das Welfenhaus Hannover". Sie beleuchten die enge Beziehung des Komponisten zu dem Adelsgeschlecht , das zum englischen Königshaus aufstieg. Eine Pressekonferenz in der Britischen Botschaft in Berlin gab einen Vorgeschmack auf das Festspielprogramm.
Mit dem Ausspruch, "um eine Händel-Oper richtig erleben zu können, werden Sie nach Göttingen gehen müssen", hat Nicholas McGegan, der künstlerische Leiter der Händelfestspiele, natürlich in erster Linie oft Werbung in eigener Sache gemacht. Andererseits aber auch unterstrichen, dass man sich in Göttingen der historischen Aufführungspraxis schon sehr verbunden fühlt. Und zwar nicht nur in musikalischer Hinsicht, mit historischem Instrumentarium, sondern auch bei der szenischen Einrichtung, mit den prächtigen Kostümen, barocken Gesten und Tanzeinlagen. Auch diesmal wieder, wenn Händels in Deutschland noch nie aufgeführte Oper "Atalanta" auf die Bühne kommt, will Benedikt Poensgen, Geschäftsführer der Göttinger Händelfestspiele, ein solch barockes Fest feiern lassen:

" "Atalanta" ist ein besonderes Werk, eine echte barocke Oper, mit prächtigem Schluss, einem Feuerwerk, und wird in Göttingen auch in einer aufwendigen historisch-getreuen Inszenierung zu sehen sein. "

Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Göttinger Händelfestspiele sind jährlich wechselnde, besondere Themen. Das diesjährige, "Händel und das Welfenhaus Hannover" rückt die intensive Beziehung Händels zu jenem Adelsgeschlecht in den Mittelpunkt des Festivals, das in London Anfang des 18. Jahrhunderts zum englischen Königshaus aufstieg. Als Hofkomponist der englischen Könige Georg I. und Georg II. schuf Händel zahlreiche repräsentative Werke, die nun in den festlichen Konzerten des Festivals zu hören sein werden:

" Wir werden einige der Krönungsmusiken aufführen, aber auch ein Funeral-Anthem, ein besonders eindringliches Werk, welches Händel zum Tod seiner "Lieblingsprinzessin" geschrieben hat."

Viel Aufmerksamkeit dürfte auch die "Serenata il Parnasso in Festa" finden, die Händel 1734 anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von Prinzessin Anne mit dem Prinzen Wilhelm von Oranien komponierte, da sie erstmals in Deutschland, so Nicholas McGegan, in einer Rekonstruktion der Uraufführungsfassung erklingen wird:

" Serenaden waren so genannte Abendmusiken, die in ihrer Anlage durchaus mit Opern vergleichbar sind, genauso vielschichtige Musiken enthalten, wo Händel auch seine ganze kompositorische Kunst beweisen konnte, und wo er wie in diesem Fall, noch Ausschnitte aus seinen Concerto grossi mit eingefügt hat. Und in dieser Form wollen wir das auch in Göttingen aufführen."

Insgesamt wird das Göttinger Händelfest, das diesmal einen Etat von 1,2 Millionen Euro aufweist, fast 50 Veranstaltungen umfassen. Einschließlich Nachwuchsförderung, einigen Konzerten in benachbarten Städten von Göttingen und einem Sonderkonzert im Galeriegebäude von Hannover-Herrenhausen, womit das Thema "Händel und das Welfenhaus Hannover" dann auch geografisch mit Leben erfüllt wird. Und Benedikt Poensgen nutzte die Gelegenheit auf der Pressekonferenz heute Mittag in der Britischen Botschaft in Berlin gleich mal, um einen Ausblick auf das kommende Jahr zu geben, wo das Schwerpunktthema dann "Händel im Spiegel Mozarts" heißen soll:

" Wir werden einige Werke von Mozart aufführen, auch solche wie den "Messias" in der Fassung von Mozart. Und gespielt werden sollen diese Werke von einem speziellen Festspielorchester, das jetzt gegründet wird, und in den nächsten Jahren einen neuen Aspekt der Göttinger Händelfestspiele darstellen wird. "

Service:

Die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen finden vom 10. - 21. Mai 2005 statt.

Link:

Internationale Händel-Festspiele Göttingen